UN-Klimagipfel: Ein Jubiläum ohne rechte Feierstimmung

Symbolbild: Klima
Symbolbild: Klima

Es war ein Moment der Erleichterung und Freude, als am 12. Dezember 2015 beim UN-Klimagipfel in Paris der Hammer fiel. Nach 13 Tagen schwieriger Verhandlungen einigten sich mehr als 190 Länder auf ein Abkommen zur Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad. Fünf Jahre später sieht es allerdings so aus, als ob sie dieses Ziel verfehlen. Umso lauter ist der Ruf von Klimaschützern, die Umsetzung des Pariser Abkommens beim UN-Klimagipfel am Samstag voranzubringen.

Seit der Einigung auf das Pariser Abkommen sind die globalen CO2-Emissionen jedes Jahr weiter gestiegen. Der Klimawandel macht sich mit immer neuen Temperatur-Rekorden bemerkbar. Auch dieses Jahr führten riesige Waldbrände in Sibirien, Kalifornien oder Australien sowie eine Rekord-Hurrikansaison der Menschheit vor Augen, was eine außer Kontrolle geratende Erderwärmung anrichten kann.

Im Pariser Abkommen ist vereinbart, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Mittlerweile sind die Durchschnittstemperaturen auf der Erde aber bereits um rund 1,2 Grad gestiegen, wie UN-Generalsekretär António Guterres vergangene Woche hervorhob. Trotz der immer dringlicheren Warnungen der Wissenschaft und der von der Jugendbewegung „Fridays for Future“ angeführten Klima-Proteste stehe in aller Welt eine Anpassung der Klimapolitik immer noch aus.

Wirkungslos ist das Pariser Abkommen aber nicht. „Vor dem Paris-Abkommen bewegten wir uns auf eine Erwärmung irgendwo zwischen vier und sechs Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu“, sagt Christiana Figueres, die damals das UN-Klimasekretariat leitete. Der erste Schwung an nationalen Klimaschutzzusagen habe die Erde aber auf den Weg hin zu einer Erwärmung bis zum Jahrhundertende um 3,7 Grad gebracht.

Dies sei natürlich immer noch „viel zu viel und nicht hinnehmbar“, sagte Figueres vergangene Woche bei einer Pressekonferenz. Ermutigend ist immerhin, dass sich dieses Jahr eine Reihe großer Volkswirtschaften zu dem Ziel der Treibhausgasneutralität bekannt haben.

Die EU, Japan und Südkorea wollen bis 2050 nur noch so viel Kohlendioxid ausstoßen wie durch Wälder und andere natürliche CO2-Speicher ausgeglichen werden kann. China hat sich dieses Ziel für 2060 gesetzt und die USA unter ihrem neuen Präsidenten Joe Biden könnten diesem Beispiel folgen. Die Website „Climate Action Tracker“ hat errechnet, dass auf dieser Grundlage die Erderwärmung in diesem Jahrhundert auf 2,1 Grad begrenzt werden könnte.

Insgesamt mehr als hundert Länder haben sich mittlerweile die Treibhausgasneutralität auf die Fahnen geschrieben. „Das ist positiv“, sagt Laurent Fabius, der als damaliger französischer Außenminister die Pariser Klimakonferenz leitete. Die Frage sei aber: „Wird das passieren?“

Nach UN-Schätzungen müssten die weltweiten Treibhausgasemissionen in diesem Jahrzehnt jedes Jahr um 7,6 Prozent sinken. Dieses Jahr könnte dies wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie klappen, danach ist aber mit einer erneuten Zunahme der Emissionen zu rechnen. 

Gemäß dem Pariser Abkommen sollen die Vertragsstaaten bis zum 31. Dezember überarbeitete nationale Klimaschutzziele bei der UNO einreichen. Bisher haben das erst etwa 20 Länder getan. Da die jährliche UN-Klimakonferenz mit großen nationalen Delegationen und zahlreichen Vertretern der Zivilgesellschaft wegen Corona um ein Jahr auf November 2021 verschoben wurde, fehlt es an Druck.

Der virtuelle eintägige Klimagipfel, den die UNO, Großbritannien und Frankreich am Samstag in New York ausrichten, soll alle noch einmal wach rütteln. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat für den Vortag zu weltweiten Klimaprotesten aufgerufen, denn seit dem Paris-Abkommen sei „zu wenig passiert“.

Keiner wisse, wann es für die Rettung des Weltklimas zu spät sei, warnte unlängst die heutige UN-Klimasekretärin Patricia Espinosa. „Was wir wissen ist, dass wir heute noch Zeit haben.“

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