Langjähriger Chefsprecher der „Tagesschau“ Jan Hofer moderierte Montagabend zum letzten Mal

Jan Hofer legt Krawatte ab - Bild: Screenshot aus ARD/Tagesschau 14.12.2020
Jan Hofer legt Krawatte ab - Bild: Screenshot aus ARD/Tagesschau 14.12.2020

Am Ende seiner letzten „Tagesschau“ macht Jan Hofer das, was manch ein Büroangestellter am liebsten als Erstes nach Feierabend macht: Hofer legte in der noch laufenden Sendung seine Krawatte ab, ein demonstratives Zeichen für seinen Abschied in den Ruhestand nach 35 Jahren als Nachrichtensprecher – davon 16 Jahre als Chefsprecher – der Nachrichtensendung. 

Natürlich war auch Montagabend Corona das erste Thema in der 20-Uhr-Ausgabe, wie so oft in den vergangenen Monaten und wie auch zum wachsenden Leidwesen Hofers. „Durchgeknüppelt“ habe er die vergangenen Monate, sagte er der „Bild am Sonntag“ gerade. „Ich bin jetzt einfach durch.“

Davon war am Montagabend allerdings nichts zu spüren. Gewohnt souverän moderierte er durch die Sendung, mit der Routine des Mannes, der so lange wie keiner vor ihm Sprecher der „Tagesschau“ war. Karl-Heinz Köpcke, Werner Veigel, Dagmar Berghoff, Jo Brauner und seit mehr als 16 Jahren Jan Hofer: Die Liste der Chefsprecher der führenden deutschen Nachrichtensendung ist trotz ihrer langen Geschichte kurz.

Hofers Nachfolger Jens Riewa ist auch schon seit 30 Jahren dabei. Der neue Chefsprecher moderierte Montagabend eine Premiere an – zum ersten und einzigen Mal bekam Hofer einen eigenen Filmbeitrag in der Nachrichtensendung. Der Film schlug den Bogen vom ersten Wimbledonsieg Boris Beckers, der in Hofers erstem „Tagesschau“-Jahr 1985 war, bis ins Jetzt.

Der in Wesel geborene Hofer sprach seinen Zuschauern ein „großes Dankeschön“ für ihre Treue aus. In den vergangenen Tagen hatten die Fans in den Online-Netzwerken seinen Abschied mit dem Hashtag „ehrenjan“ begleitet. Von einer „unglaublichen Anzahl“ an Abschiedsgrüßen berichtete der Nachrichtenmann. Er habe sie alle gelesen, könne sie aber nicht alle beantworten.

Dass er mal zum „Mr. Tagesschau“ werden würde, war nie Karriereplan des unter den Fittichen von Dieter Thomas Heck beim Saarländischen Rundfunk als Moderator gestarteten Hofer. Er wollte eigentlich nur ein paar Jahre Nachrichten machen, dann weiterziehen.

Doch tatsächlich machte der Fan von Reality-Shows wie das „Dschungelcamp“ regelmäßige Ausflüge ins Unterhaltungsprogramm, vor allem war er von 1992 bis 2012 Gastgeber der MDR-Talkshow „Riverboat“. Doch von den Nachrichten kam er nie weg. Das „Gehalt eines gut bezahlten Angestellten“ habe er dort gehabt, sagte Hofer jüngst dem „Hamburger Abendblatt“ – mit anderen Moderationen päppelte er die Einnahmen auf.

Nun will der im Hamburger Stadtteil Lokstedt nahe der „Tagesschau“-Redaktion lebende Moderator sich auch weiter nicht völlig in den Ruhestand zurückziehen. Derzeit denke er etwa mit seinem Management darüber nach, einen Podcast zu machen.

Hofer macht zwar ein Geheimnis um sein Alter, sein Geburtsjahr wird mit 1950, 1951 oder 1952 angegeben. Aber klar ist auch trotz der Ungenauigkeit, dass er nun in einem fortgeschrittenen Alter ist. Der in zweiter Ehe verheiratete Journalist hat nach drei längst erwachsenen Kindern aus erster Ehe ein viertes Kind, das noch nicht mal eingeschult ist.

Er sei zwar körperlich und im Kopf absolut fit, aber rein biologisch nicht mehr der Jüngste, sagte Hofer vor einigen Wochen der „Bild am Sonntag“. „Und deshalb möchte ich die Zeit, die mir noch bleibt, ohne Abstriche mit meiner Familie verbringen und jeden Moment genießen.“

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