Die Zahl der Menschen mit dem sogenannten Kleinen Waffenschein ist in Deutschland im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Ende Dezember 2020 waren laut einem Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montagsausgabe) im Nationalen Waffenregister 705.506 solcher Berechtigungen für Schreckschusswaffen vermerkt. Dies seien sechs Prozent mehr als im Vorjahr, hieß es unter Berufung auf Angaben des Bundesinnenministeriums.
Der Kleine Waffenschein, der den Kauf und Besitz von Gas- oder Schreckschusswaffen erlaubt, war 2003 eingeführt worden. Seither ist die Zahl der Antragsteller kontinuierlich gestiegen. Als Gründe gelten dem Bericht zufolge Angst vor Einbrüchen oder Überfällen, aber auch Imponiergehabe. Der Kleine Waffenschein kann ab Erreichen der Volljährigkeit beantragt werden. Geschossen werden darf aber auch mit diesen Waffen in der Öffentlichkeit nur in Notwehr.
Kritik an der Ausbreitung der Schreckschusswaffen äußerte der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek. „Es handelt sich nur um eine scheinbare Sicherheit. Wir halten solche sogenannten Anscheinswaffen eher für gefährlich“, sagte er der „NOZ“. Gefahren entstünden durch Verwechslungen mit echten Waffen. Zudem könnten auch Gas-, Schreckschuss- oder Signalwaffen schwere Verletzungen hervorrufen, wenn sie aus nächster Nähe auf einen Menschen gerichtet würden.
Auch die Zahl der privaten Schusswaffen in Deutschland insgesamt hat sich laut „NOZ“ im vergangenen Jahr erhöht. Ende August 2020 seien 5,57 Millionen Waffen beziehungsweise Waffenteile registriert gewesen, 127.534 mehr als zum Jahresende 2019. Da eine Änderung des Waffenrechts die Erfassung in der Statistik verändert hat, erhebt das Ministerium diese Daten seit dem vergangenen Jahr mit dem Stichtag 31. August.
Die meisten dieser echten Schusswaffen waren dem Bericht zufolge Gewehre für die Jagd. Ihre Zahl betrug demnach 3,76 Millionen. Dazu kämen vor allem Pistolen und Revolver, etwa von Sportschützen.