Der Pharmariese Bayer steigt in die Produktion eines Corona-Impfstoffs ein und will im kommenden Jahr 160 Millionen Dosen herstellen. Im Bayer-Werk in Wuppertal solle der vom Tübinger Unternehmen Curevac entwickelten mRNA-Impfstoff dann in großem Umfang produziert werden, sagte Bayer-Vorstandsmitglied Stefan Oelrich am Montag bei einer Pressekonferenz. Die ersten Dosen seien möglicherweise bereits Ende diesen Jahres verfügbar.
Der Impfstoff von Curevac befindet sich derzeit noch in der dritten Testphase, nach Unternehmensangaben nehmen daran 36.000 Probanden teil. Eine Zulassung wird für die kommenden Monate erwartet.
Curevac-Chef Franz-Werner Haas sagte bei der Pressekonferenz, dass das Unternehmen über ein schon aufgebautes Produktionsnetzwerk bis Jahresende rund 300 Millionen Dosen herstellen könne. Die Zusammenarbeit mit Bayer werde dann zusätzliche Produktionskapazitäten schaffen. Die Produktion könne dort aber nicht sofort beginnen, weil zunächst noch die entsprechende Technik aufgebaut werden müsse – hier gebe es derzeit auf dem Weltmarkt Engpässe.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) begrüßte die Produktionszusammenarbeit von Bayer und Curevac. Es sei „aus unserer Sicht nur zu begrüßen, wenn es zusätzliche Produktionskapazitäten gibt“, sagte der Minister auf der Pressekonferenz. Er kündigte an, sich Lieferungen aus der geplanten Produktion vertraglich zu sichern – „bevorzugt auf europäischem Wege“, ansonsten aber auch national.
Spahn betonte, dass größere Mengen Impfstoff auch nach dem Sommer noch gebraucht würden, wenn wahrscheinlich viele Menschen schon geimpft seien – zum einen, falls nach der Impfung noch eine Auffrisch-Impfung benötigt werde; zum anderen, weil die Impfstoffe möglicherweise an Mutationen des Virus angepasst werden müssten.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bezeichnete es als „bemerkenswertes Signal“, dass Bayer nun erstmals in seiner 160-jährigen Unternehmensgeschichte in die Impfstoff-Produktion einsteigt. „Wir haben das Ziel, zu einem Standort zu werden in der Welt, der in der Pharma- und Biotechnologie international mithalten kann“, sagte er auf der Pressekonferenz.
Curevac, seit August an der US-Technologiebörse Nasdaq notiert, arbeitet wie der deutsche Konkurrent Biontech mit einem Wirkstoff auf Basis von Messenger-Ribonukleinsäure (mRNA), die auch als Boten-RNA bezeichnet wird. Bei mRNA-Impfstoffen werden keine Krankheitserreger oder deren Bestandteile benötigt wie bei herkömmlichen Impfstoffen. Vielmehr werden einigen wenigen Körperzellen mit dem Impfstoff Teile der Erbinformation des Virus als RNA mitgegeben – geliefert wird so der Bauplan für einzelne Virusproteine, die auch als Antigene bezeichnet werden.
Das Unternehmen hofft auf eine Zulassung Mitte des Jahres oder im dritten Quartal. Anfang Januar hatte Curevac die Zusammenarbeit mit dem Pharmariesen Bayer bekanntgegeben, um die Entwicklung zu beschleunigen. Die Bundesregierung beteiligte sich im Sommer 2020 für 300 Millionen Euro mit 23 Prozent an Curevac.