Ein Smartphone reicht, um an den Aktienmärkten mitzumischen – das zeigte zuletzt eindrucksvoll der Fall Gamestop. Kleinanleger trieben den Aktienkurs des US-Unternehmens nach oben und setzten so Hedgefonds unter Druck. Dabei nutzten sie auch sogenannte Neobroker: Die neue Generation von Trading-Plattformen verspricht Privatanlegern einfachen und nahezu kostenlosen Wertpapierhandel.
WAS MACHT DIE NEUEN ONLINEBROKER AUS?
Broker wie Trade Republic, Etoro, Justtrade oder Smartbroker bieten online Wertpapierhandel und -depots an, meist direkt per Trading-App. Sie werden auch als Neobroker bezeichnet, weil sie klassischen Banken ebenso wie Direktbanken und älteren Trading-Plattformen Konkurrenz machen wollen: Mit ihren massentauglichen und übersichtlichen Apps sowie vergleichsweise sehr niedrigen Preisen. Als Pionier des Geschäftsfelds gilt der US-Anbieter Robinhood.
Oft handelt es sich bei den Anbietern um sogenannte Fintechs, also Startups aus dem Finanzbereich, die sich mit ihren Technologien auf den Aktienhandel spezialisiert haben. In der Regel stellen sie Plattform und Technik, arbeiten für die Verwaltung der Aktien und Gelder aber mit klassischen Kreditinstituten zusammen. Das Berliner Jungunternehmen Trade Republic beispielsweise ist mittlerweile aber auch von der Bafin als Wertpapierbank lizenziert.
WAS KOSTET DER AKTIENHANDEL?
Oft fast gar nichts. Im Gegensatz zu klassischen Banken mit breiter Produktpalette fällt hier in der Regel keine Grundgebühr für das Depot an, auch die Apps sind kostenlos. Und die Handelsgebühren sind ebenfalls vergleichsweise gering oder sogar gleich Null. Möglich ist das nur durch das maximal abgespeckte Konzept der Broker: Keine Filialen, kaum Berater, nur Online-Wertpapierhandel. Zumindest Anlegern mit etwas Erfahrung dürfte das weniger ausmachen.
Beachten sollten sie indes, ob ihr Wunschanbieter beispielsweise eine Mindestgrenze für das Handelsvolumen bei kostenlosen Aktiengeschäften oder Negativzinsen auf das Verrechnungskonto vorsieht. Dadurch können die Kosten am Ende steigen. Die geringen Gebühren sollten außerdem „nicht dazu genutzt werden, riskante Produkte zu traden“, erklärt der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Daniel Bauer, AFP. Auch bei Broker-Apps gelte, „dass man Aktien nur als langfristige Vermögensanlage kaufen sollte“ – und vor allem „nur das kaufen sollte, was man auch versteht“.
WIE GROSS IST DAS ANGEBOT?
Um profitabel arbeiten zu können, bieten die Broker in der Regel eine kleinere Auswahl an handelbaren Aktien und Fonds als Banken und arbeiten nur mit bestimmten Anbietern sowie wenigen oder sogar nur einem Marktplatz zusammen. Das senkt nicht nur die Kosten, sondern sichert den Plattformen auch Provision: „Der Broker bekommt Geld dafür, wenn er bei dieser Börse Wertpapierkäufe oder -verkäufe platziert“, erklärt das Verbraucherportal Finanztip.
Verbraucher sollten also die Angebote vergleichen und beispielsweise auch die Kosten einzelner Fonds berücksichtigen, wenn sie am Ende wirklich das günstigste Produkt für sich finden wollen.
Die gute Nachricht: Die gängigsten Wertpapiere gibt es überall – meist auch zum gleichen Preis. Allerdings kooperieren Smartphone-Broker nach Angaben der Stiftung Warentest nicht mit Xetra, dem elektronischen Handelsplatz der Deutschen Börse in Frankfurt. Andere Handelsplätze sind lediglich während der Xetra-Handelszeiten an diese wichtigste deutsche Referenzbörse gebunden.
WIE SICHER SIND DIE PLATTFORMEN?
Nach bisherigen Erkenntnissen stehen die Onlinebroker weder bei den technischen Voraussetzungen noch bei der finanziellen Sicherheit der Konkurrenz nach. „Die Einlagen auf den Verrechnungskonten unterliegen auch mindestens dem gesetzlichen Einlagenschutz in Höhe von 100.000 Euro“, betont Bauer.
Die Verbraucherzentrale NRW hält Plattformen wie Trade Republic aber nach dem vorübergehenden Kaufverbot für bestimmte Aktien – darunter jene von Gamestop – aus einem anderen Grund für unzuverlässig: Sofern der Handel an den Börsen noch laufe, sei eine „einseitige Kaufbeschränkung“ für die Nutzer „inakzeptabel“ und bedeute im Zweifel auch herbe Kursverluste, kritisierten die Verbraucherschützer.