Millionen Texaner nach Wintereinbruch ohne Strom und Trinkwasser

Schneesturm
Schneesturm

Nach dem Wintereinbruch in weiten Teilen der USA bleibt die Lage im Südstaat Texas dramatisch. Mehr als 500.000 Haushalte und Geschäfte waren am Donnerstag noch ohne Strom, rund sieben Millionen Menschen mussten ihr Trinkwasser abkochen. Auch in den Südstaaten Louisiana und Mississippi hatten hunderttausende Haushalte keinen Strom. Derweil zog der Schneesturm Richtung Nordosten, wegen starken Schneefalls und Glatteis drohte in den Bundesstaaten Virginia, West Virginia, Maryland und Pennsylvania Verkehrschaos.

Laut Medienberichten kamen infolge des Wintereinbruchs bereits mindestens 38 Menschen ums Leben. Viele davon starben bei Verkehrsunfällen.

Die arktische Kälte hat vor allem den warme Temperaturen gewohnten Bundesstaat Texas hart getroffen – mit chaotischen Konsequenzen. Die Stromversorgung brach zusammen, weil die Nachfrage zum Heizen massiv anstieg und es zugleich Probleme bei der Energieproduktion gab, unter anderem wegen eingefrorener Pipelines. Der Energiestaat Texas – mit Abstand der größte Erdöl- und Gasförderer der USA – hat zudem als nahezu einziger Bundesstaat ein eigenes, vom Rest des Landes abgekoppeltes Stromnetz.

Zwischenzeitlich waren deswegen Millionen Menschen ohne Strom. In der Landeshauptstadt Austin veröffentlichte der Energieversorger Austin Energy eine Liste von „Aufwärm-Zentren“ in Schulen, in denen die Bewohner Zuflucht finden können.

Auch in der Millionenstadt Houston suchten Menschen Schutz in öffentlichen Einrichtungen. Der 38-jährige David Hernandez etwa übernachtete mit anderen Menschen in einer Kirche. „Mein Auto ist liegengeblieben. Ich habe versucht, im Auto zu schlafen, aber es war einfach zu kalt. Flüssigkeiten in meinem Auto sind eingefroren – es war wie in einem Eisschrank zu schlafen.“

In Houston kam zudem bei hunderttausenden Bewohnern wegen eines Druckverlusts kaum noch Wasser aus dem Hahn. Rund 260.000 Bewohner des Bundesstaates hatten gar kein fließendes Wasser mehr.

Inzwischen ist ein politischer Streit über die Ursachen des Stromdesasters ausgebrochen. Der frühere demokratische Präsidentschaftsbewerber Beto O’Rourke aus Texas sagte dem Fernsehsender MSNBC, viele dieser Probleme wären vermeidbar gewesen. „Die Energie-Hauptstadt von Nordamerika kann nicht die Energie bereitstellen, um die Leute mit Wärme und Strom zu versorgen. Wir nähern uns der Einstufung als gescheiterter Staat.“

Der republikanische Gouverneur von Texas, Greg Abbott, machte erneuerbare Energien wie Windkraft und Sonnenenergie für die Engpässe verantwortlich. Dies zeige, dass das Land weiterhin auf fossile Energieträger angewiesen sei. Fachleute wiesen das umgehend zurück.

Die Kälte wird die Region noch einige Tage fest im Griff haben. Der nationale Wetterdienst warnte, die Rekord-Niedrigtemperaturen im südlichen Zentrum der USA dürften noch bis Samstag anhalten. 

Das behindert auch die Impfkampagne gegen das Coronavirus. „Es gibt Teile des Landes, und Texas ist einer davon, wo Impfzentren verständlicherweise geschlossen sind“, sagte der Corona-Koordinator von US-Präsident Joe Biden, Jeff Zients. „Wir ermutigen die Gouverneure und andere Partner, verlängerte Öffnungszeiten anzubieten, wenn sie wieder öffnen.“

Biden selbst verschob eine für Donnerstag geplante Reise zu einer Impfproduktionsstätte des Pharmakonzerns Pfizer in Kalamazoo im Bundesstaat Michigan. Der Präsident wird die Anlage nun am Freitag besuchen.

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