Donald Trump kann sich auf einen begeisterten Empfang einstellen, wenn er am Sonntag erstmals nach Ende seiner Amtszeit wieder auf die Bühne steigt. Fünfeinhalb Wochen nach seinem Abgang aus dem Weißen Haus hält der frühere US-Präsident am Sonntag eine Rede bei der CPAC-Konferenz, dem größten jährlichen Treffen konservativer Politiker und Aktivisten in den USA. Trump ist der unumstrittene Star der Veranstaltung – und will seine Macht über die Republikanische Partei festigen.
Dass Trump die Präsidentschaftswahl vom 3. November klar gegen den Demokraten Joe Biden verlor? Dass er die USA mit einer wochenlangen Kampagne gegen seine Abwahl in eine tiefe Krise stürzte? Dass radikale Trump-Anhänger nach einer aufpeitschenden Rede des abgewählten Präsidenten am 6. Januar das Kapitol erstürmten? Dass Trump als erster Präsident der US-Geschichte Ziel eines zweiten Amtsenthebungsverfahrens wurde? All das scheint wenig am Helden-Status zu ändern, den Trump im konservativen Lager nach wie vor genießt.
In der Ankündigung seiner Rede – gewissermaßen der krönende Abschluss der Conservative Political Action Conference (CPAC) in Orlando im Bundesstaat Florida – wird Trump als „Inbegriff der amerikanischen Erfolgsgeschichte“ angepriesen. Mehrere Podien befassen sich mit dem angeblichen massiven Wahlbetrug vom 3. November, mit dem Trump der Sieg gestohlen worden sein soll.
Und während zahlreiche Vertraute und Verbündete des Ex-Staatschefs bei der Konferenz auftreten, fehlen auf der Rednerliste prominente parteiinterne Trump-Kritiker. Der Radiosender NPR spottete schon, die Konferenz müsste eigentlich von CPAC in TPAC umbenannt werden – für Trump Political Action Conference.
Der 74-Jährige jedenfalls dürfte die Konferenz als Chance nutzen, seine Führungsrolle im konservativen Lager zu festigen. Medienberichten zufolge deutet immer mehr darauf hin, dass Trump, der sich immer noch als wahren Gewinner der November-Wahl bezeichnet, tatsächlich eine neue Präsidentschaftskandidatur 2024 anstrebt. Nach seinem Freispruch im Impeachment-Prozess vor rund zwei Wochen ist ihm dieser Weg zumindest nicht grundsätzlich verschlossen.
Das ist nicht nur eine Schreckensvorstellung für all jene republikanischen Politiker, die selbst Ambitionen auf das Weiße Haus haben. Vor allem aber gibt es im traditionell-konservativen Partei-Establishment viele, die gerne hätten, dass Trump sich in seiner Wahlheimat Florida aufs Golfspielen oder seine Geschäfte konzentriert und sich aus der Politik zurückzieht.
Allen voran der Anführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, dem der Personenkult um Trump gar nicht behagt und der fürchtet, mit einer vollkommen auf den Rechtspopulisten ausgerichteten Partei die politische Mitte zu verlieren.
Im Impeachment-Prozess hatte der mächtige Strippenzieher zwar für einen Freispruch für Trump gestimmt, den Ex-Präsidenten anschließend aber mit harten Worten für die gewaltsame Kapitol-Erstürmung verantwortlich gemacht. Trump reagierte mit einer schriftlichen Schimpftirade und dem mehr oder weniger expliziten Aufruf, McConnell als Senatsanführer der Republikaner abzusägen.
Die beiden Männer – einst eine machtpolitische Zweckgemeinschaft – symbolisieren damit die tiefe Spaltung der Partei. Sein Auftritt bei der CPAC-Konferenz soll Trump nun helfen, weiter bei der Partei die Richtung vorzugeben. Zumal er sein wichtigstes Sprachrohr, den Kurzbotschaftendienst Twitter, verloren hat. Seit seinem Amtsende setzt Trump deswegen recht klassisch auf schriftliche Erklärungen und zuletzt wieder auf Telefoninterviews mit rechten Sendern, um sich öffentlich Gehör zu verschaffen.
Jetzt darf Trump sich wieder im Rampenlicht sonnen. Erwartet werden bei seiner Rede viel Selbstlob, neue Beteuerungen, er habe die Wahl doch gewonnen, Angriffe auf die Demokraten und seinen Nachfolger Joe Biden – und womöglich dick aufgetragener Patriotismus. Bei der CPAC-Konferenz vor einem Jahr hatte Trump nach seiner Rede innig eine US-Flagge umarmt, geküsst und „Ich liebe dich, Baby“ gehaucht.