IS-Prozess wegen Anschlagsserie in Waldkraiburg beginnt am Dienstag

Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit
Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit

Vor dem Oberlandesgericht München beginnt am Dienstag der Prozess um eine Anschlagsserie, die im vergangenen Frühjahr die bayerische Kleinstadt Waldkraiburg in Atem hielt. Muharrem D., ein mutmaßlicher Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), muss sich unter anderem wegen versuchten Mordes an 31 Menschen vor Gericht verantworten.

Der 26 Jahre alte Sohn türkischstämmiger Eltern soll sich laut der Anklage der Bundesanwaltschaft seit dem Jahr 2017 religiös radikalisiert haben und dabei zum IS-Anhänger geworden sein. Wegen der Position der Türkei im Syrienkonflikt und dem Umgang in der Türkei mit bestimmten Predigern soll er einen „nachhaltigen Hass“ auf den türkischen Staat und Menschen türkischer Abstammung entwickelt haben, was sich im Ziel seiner Anschläge zeigte.

D. soll Anschläge auf mehrere Moscheen des türkischen Moscheeverbandes Ditib nahe Waldkraiburg und in Köln sowie auf das türkische Generalkonsulat in München geplant haben. Die jeweiligen Imame der Moschee wollte er nach Überzeugung der Ermittler erschießen.

Der als Einzeltäter angeklagte D. blieb aber nicht nur bei der Planung. Er soll sich eine halbautomatische Pistole sowie das Material für Rohrbomben und Sprengstoff besorgt haben. Aus dem Material stellte er über 45 Kilogramm Sprengstoff her, zudem 23 Rohrbomben, denen allerdings zum Zeitpunkt seiner Festnahme im Mai vergangenen Jahres die Zünder fehlten. Auch Versuche von D., sich dem IS anzuschließen, blieben erfolglos.

Aber trotz seines teils dilettantischen Vorgehens sorgte D. für Angst und Schrecken in Waldkraiburg. Nachdem ein Anschlagsversuch Anfang April vergangenen Jahres auf die  Sultan-Ahmet-Moschee in Waldkraiburg an der verschlossenen Tür scheiterte, versuchte er einen Brandanschlag auf das benachbarte, von fünf Menschen bewohnte Wohnhaus. Sein Brandsatz ging aber von selbst aus, so dass niemand zu Schaden kam.

In den folgenden Tagen verübte er Anschläge mit einer übel riechenden Flüssigkeit auf Buttersäurebasis zunächst auf einen Friseursalon und eine Pizzeria, später noch auf eine türkische Gaststätte.

Der strafrechtlich schwerste Vorwurf betrifft einen Anschlag auf einen Obst- und Gemüseladen. Dort zündete er einen Brandsatz aus Gaskartuschen, so dass der Verkaufsraum in Vollbrand geriet. Die Ankläger werten dies als 26-fachen versuchten Mord, weil sich zur Tatzeit 26 Menschen im Haus aufhielten. Das mehrere Bewohner den Brand bemerkten, konnten alle gerettet werden – vier davon mit einer Rauchgasvergiftung.

Als er festgenommen wurde, führte D. zehn Rohrbomben mit sich. Seine Festnahme war purer Zufall – er wurde beim Schwarzfahren erwischt und genauer kontrolliert. Für den Prozess sind mehr als 40 Verhandlungstage angesetzt.

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