Angesichts der zähen Impffortschritte will Tschechien jetzt auch das russische Corona-Vakzin Sputnik V einsetzen. Nach Absprache mit Regierungschef Andrej Babis habe er in einem Schreiben an Kreml-Chef Wladimir Putin um die Lieferung von Sputnik V gebeten, sagte der tschechische Präsident Milos Zeman am Sonntag im Fernsehsender TV Prima. Er schloss auch den Einsatz des Corona-Vakzins des chinesischen Herstellers Sinopharm nicht aus.
Der russische Impfstoff könnte bereits in den nächsten Tagen in Tschechien eintreffen, sagte Zeman unter Berufung auf die russische Botschaft weiter. Der Staatschef fügte hinzu, ihm wäre es auch recht, wenn sein Land den Impfstoff von Sinopharm nutze, denn „Vakzine haben keine Ideologie“.
Beide Impfstoffe sind von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA noch nicht zugelassen, doch streben Babis und Zeman bereits vorher eine Zulassung durch die zuständige tschechische Behörde an. Beide Politiker haben sich ihrerseits bereits mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech immunisieren lassen. In Ungarn werden Sputnik V und der Corona-Impfstoff des chinesischen Herstellers Sinopharm bereits eingesetzt.
Tschechien ist weltweit das Land mit den meisten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner im Zeitraum von 14 Tagen; bei der Todesrate liegt es laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP hinter der Slowakei auf Platz zwei. Dass die Impfungen nur schleppend vorankommen, liegt nach Angaben tschechischer Politiker vor allem an dem zähen Prozess der Zulassungen und des Ankaufs von Impfstoffen durch die EU.
Sachsen, Thüringen und Bayern haben sich unterdessen zur Unterstützung des Nachbarlands mit Impfstoffen bereiterklärt. Ab Montag wollten die drei Bundesländer Tschechien 15.000 Dosen Impfstoff zur Verfügung stellen, sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer dem MDR. Um welchen Impfstoff es sich dabei handelt, sagte er nicht.