Grab von ukrainischem Nationalisten Bandera auf Münchner Waldfriedhof beschmiert

Symbolbild: Polizei
Symbolbild: Polizei

Auf dem Münchner Waldfriedhof ist eine Grabstätte mit einer noch nicht identifizierten rötlichen Flüssigkeit beschmiert worden. Auch die Erde rund um das Grab sei großflächig mit der Flüssigkeit durchtränkt gewesen, teilte die Polizei am Dienstag mit. Medienberichten zufolge handelt es sich um das Grab des ukrainischen Politikers Stepan Bandera. Der umstrittene Nationalist wurde 1959 in München von Agenten des sowjetischen Geheimdiensts KGB getötet. Schon 2014 wurde sein Grab geschändet – damals wurde ein Kreuz entfernt. 

Die Münchner Polizei wollte die Berichte von „tz“ und „Abendzeitung“ am Dienstag nicht bestätigen. Sie ermittelt aber nicht nur wegen Störung der Totenruhe, Sachbeschädigung und Bodenverunreinigung, sondern auch wegen einer möglichen politischen Motivation, „da es sich um die Ruhestätte einer Person handelt, deren historische Einordnung und Bewertung umstritten ist“, wie sie mitteilte.

Neben dem beschmierten Grab fanden Polizeibeamte demnach am Sonntag rote, mit der Flüssigkeit gefüllte Kanister. Die Feuerwehr deckte den Boden mit Plastikplanen ab, damit die Flüssigkeit nicht weiter einsickern konnte.

In der Ukraine ist Bandera extrem umstritten. Viele halten ihn für einen Verräter, weil er im Zweiten Weltkrieg gegen die sowjetische Herrschaft und für eine unabhängige Ukraine kämpfte. Historiker werfen ihm die Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten vor. Seine Verbände sollen auch an einem Massaker an Juden und Kommunisten beteiligt gewesen sein. 

Andere sehen Bandera als Nationalhelden. Später nämlich saß er mehrere Jahre im Konzentrationslager Sachsenhausen, nachdem er sich gegen die Nationalsozialisten gewandt und einen unabhängigen ukrainischen Staat ausgerufen hatte. Nach dem Krieg lebte er unter einem Decknamen in München, bis ihn der KGB aufspürte und tötete.

Anzeige



Anzeige

Avatar-Foto
Über Redaktion des Nürnberger Blatt 44873 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion des Nürnberger Blatt