Bei Verbraucherinnen und Verbrauchern wächst das Interesse an Ökostrom. Laut einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox entscheiden sich bei einem Stromanbieterwechsel über das Portal derzeit mit 68 Prozent so viele Menschen für Strom aus Erneuerbaren wie seit dem Jahr 2013 nicht mehr. Während damals allerdings vor allem die Atomkatastrophe von Fukushima die Ökostromnachfrage angetrieben habe, stehe heute der Klimaschutz im Mittelpunkt, erklärte Verivox.
Für die Auswertung, die AFP am Mittwoch vorlag, analysierte Verivox alle über das Portal abgeschlossenen Stromwechsel von 2012 bis einschließlich Februar 2021. Der Höchststand bei der Ökostromnachfrage wurde demnach in den beiden Jahren nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima vom 11. März 2011 erreicht. 2012 schlossen drei von vier Verbrauchern (76 Prozent) einen Ökostromtarif ab, 2013 dann ebenfalls 68 Prozent.
In den darauffolgenden Jahren ging die Nachfrage allerdings stetig zurück und erreichte im Jahr 2018 mit durchschnittlich 32 Prozent einen Tiefpunkt. Nach oben zeigt der Trend laut Verivox wieder seit Anfang 2019 mit 55 Prozent im Gesamtjahr. 2020 lag der Anteil der Ökostromwechsel dann bei 64 Prozent.
„Auch im Jahr 2021 steigt das Interesse der Verbraucher an Ökostrom weiter“, erklärte Verivox-Energieexperte Thorsten Storck. Nach der Atomkatastrophe in Fukushima habe die Abwendung von der Kernenergie im Mittelpunkt der Debatte gestanden. „Heute ist das Thema Klimaschutz zentral geworden.“
Nach Angaben des Vergleichsportals ist Ökostrom umso beliebter, je städtischer jemand wohnt. Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner entscheiden sich demnach wesentlich häufiger für Ökostrom als Landbewohner und Menschen in den Innenstädten häufiger als diejenigen, die am Stadtrand oder in den Vororten leben.
Zugleich wies Verivox darauf hin, dass sich die Ökostromangebote der Stromversorger teils deutlich unterscheiden. Während einige Anbieter demnach lediglich die Stromlieferung aus erneuerbaren Energien versprechen, fördern andere Versorger aktiv den Ausbau der Erneuerbaren. „Verschiedene Gütesiegel bieten hier Orientierung“, erklärte Storck. Die strengsten Kriterien legen dabei das Siegel Ok-Power oder das Grüner-Strom-Label an.
Weise ein Ökostrom-Angebot kein Prüf- oder Gütesiegel auf, bedeute das jedoch nicht automatisch, dass es sich um „minderwertigen“ Ökostrom handele, erklärte Verivox weiter. So gebe es beispielsweise regionale Ökostromproduzenten mit guten Tarifen, die auf die genannten Siegel verzichteten. Nach Angaben des Portals können Verbraucherinnen und Verbraucher, je nach aktuellem Tarif, mit einem Wechsel zu einem Ökostromtarif die jährlichen Stromkosten deutlich senken – vor allem wenn sie noch im vergleichsweise teuren Standardtarif des örtlichen Grundversorgers sind.