Die Polizei in Kassel steht wegen eines Videos von einem Einsatz in einer Flüchtlingsunterkunft im November in der Kritik, bei dem ein Sanitäter einem auf einer Trage fixierten Mann ins Gesicht schlug, während Polizisten daneben standen. Die Abläufe in den am Freitag aufgetauchten Aufnahmen machten „fassungslos und betroffen“, erklärte Kassels Polizeipräsident Konrad Stelzenbach.
„Gewalt gegen eine fixierte und somit wehrlose Person ist nicht zu tolerieren – ganz unabhängig davon, was zuvor vorgefallen ist.“ Die Staatsanwaltschaft ermittle nun gegen den Sanitäter wegen Körperverletzung. Auch gegen drei Polizisten werde ermittelt. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft Strafvereitelung im Amt vor. Gegen sie wurden zudem disziplinarrechtliche Überprüfungen eingeleitet. Darüber hinaus wird gegen den 32-Jährigen auf der Trage wegen Widerstands gegen die Polizei ermittelt.
Am 8. November waren Einsatzkräfte in die Flüchtlingsunterkunft gerufen worden, weil der 32-jährige Bewohner alkoholisiert randaliert haben soll. Die Polizei veröffentlichte eine Pressemeldung, derzufolge der 32-Jährige beim Rettungseinsatz versucht haben soll, die Sanitäter mit einer Aluleiter zu attackieren. Nach Einsatz von Pfefferspray durch die Beamten habe der Mann sich weiter gegen seine medizinische Untersuchung gewehrt.
„So unangemessen das Verhalten des 32-jährigen Störers gegenüber den Kollegen im Vorfeld auch gewesen sein mag: Das in dem Video offenkundig teilnahmslose Verhalten der eingesetzten Polizisten ist für mich nicht akzeptabel“, erklärte Stelzenbach. Sie hätten „mit aller Entschlossenheit und Konsequenz einschreiten müssen“. Die Polizei trage auch für Straftäter Verantwortung. Keine für die Beamten frustrierende Situation dürfe dazu verleiten, „unserer Pflicht als Schutzleute nicht nachzukommen.“
Nach Informationen der „Bild“-Zeitung, die das Video einer Überwachungskamera veröffentlicht hatte, erlitt der 32-Jährige durch den Schlag ins Gesicht einen doppelten Bruch des Jochbeins. Laut Bericht wurde dem Sanitäter fristlos gekündigt.