Boliviens ehemalige Übergangspräsidentin Jeanine Áñez darf vom Gefängnis in ein Krankenhaus verlegt werden. Áñez solle von Fachärzten untersucht werden, um „ihr Leben und ihre Gesundheit zu schützen“, entschied ein dreiköpfiges Richter-Gremium in La Paz am Freitag (Ortszeit). Ihren Anwälten zufolge leidet die 53-jährige Ex-Interimspräsidentin unter anderem an Bluthochdruck.
Gegen Áñez war am vergangenen Wochenende eine viermonatige Untersuchungshaft angeordnet worden. Sie und zwei ihrer ehemaligen Minister werden wegen „Terrorismus“, „Aufruhr“ und „Verschwörung“ im Zusammenhang mit einem angeblichen Staatsstreich gegen Ex-Präsident Evo Morales beschuldigt. Die frühere Vize-Senatspräsidentin hatte das höchste Staatsamt im November 2019 übergangsweise übernommen, nachdem Morales angesichts von Massenprotesten und unter dem Druck der Armee abgetreten war.
Anwälte fügten ihrem Antrag auf Freilassung von Áñez Dokumente zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand zu. Danach musste Áñez am Mittwoch wegen einer akuten Gesundheitsstörung mit Sauerstoff versorgt werden.
Die USA zeigten sich „besorgt“ wegen der Festnahme von Áñez. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) bezweifelte, dass die bolivianische Justiz „die minimalen Garantien für einen fairen Prozess liefern“ könne.