Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Donnerstag seine erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Im Bundeswehrkrankenhaus in Berlin bekam er den Impfstoff von Astrazeneca verabreicht, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Steinmeier sagte im Anschluss: „Ich vertraue den in Deutschland zugelassenen Impfstoffen.“ Er forderte die Menschen in Deutschland dazu auf, sich ebenfalls impfen zu lassen.
„Das Impfen ist der entscheidende Schritt auf dem Weg aus der Pandemie“, sagte Steinmeier nach seiner Impfung. „Nutzen Sie die Möglichkeiten – machen Sie mit“, appellierte der 65-Jährige.
Bund und Länder hatten am Dienstag nach einer entsprechenden Empfehlung der Ständigen Impfkommission beschlossen, dass das Astrazeneca-Vakzin in der Regel nur noch an Menschen über 60 Jahren verimpft werden soll. Hintergrund sind Thrombosefälle vor allem bei jüngeren Frauen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigte sich erfreut über die Impfung der Bundespräsidenten. Steinmeier schütze sich damit und sei außerdem ein Vorbild. Der Gesundheitsminister erklärte zudem, dass er sich grundsätzlich auch mit dem Astrazeneca-Impfstoff impfen lassen würde.
Es sei aber immer eine individuelle Entscheidung, sagte Spahn mit Blick auf Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), der sich derzeit nicht mit Astrazeneca impfen lassen will. Der 71-Jährige hatte der „Bild“-Zeitung gesagt: „Die Antwort auf die Aufforderung von Jens Spahn lautet nein.“ Ihm gehe es dabei jedoch nicht um eine Bewertung des Impfstoffs an sich. „Ich lasse mich nicht bevormunden“, sagte Seehofer.
Der Bundesgesundheitsminister hatte dem Bericht zufolge in der Kabinettssitzung am Mittwoch seine über 60-jährigen Ministerkollegen aufgefordert, sich als vertrauensbildende Maßnahme mit dem Astrazeneca-Vakzin impfen zu lassen.
Spahn zeigte sich überzeugt, dass sich bei den über 60-Jährigen viele Menschen für eine Impfung mit Astrazeneca entscheiden. Er sei „sehr sicher, wir werden ausreichend Menschen finden, die diesen Schutz auch gerne annehmen“. Wenn die Entscheidung zu dem Impfstoff erläutert werde, gebe es auch viel Verständnis.
Zumindest in Berlin scheint das Interesse an Astrazeneca groß zu sein. In der Hauptstadt können sich Menschen zwischen 60 und 69 auch ohne die ansonsten obligatorische Einladung ab Freitag mit Astrazeneca impfen lassen. Die Senatsgesundheitsverwaltung teilte mit, es sei „eine hohe Nachfrage“ nach diesen Impfterminen verzeichnet worden. An der zuständigen Hotline könne es „zu Verzögerungen und Wartezeiten“ kommen.
Der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, verwies darauf, dass die Thrombose-Nebenwirkung „extrem selten“ sei. Er persönlich halte den Astrazeneca-Impfstoff für „nicht übermäßig gefährlich“. Es sei eine „etwas unbefriedigende Situation“, aber alle Impfstoffe würden gebraucht.