Papst Franziskus hat in seiner Osteransprache zu einer fairen weltweiten Verteilung der Corona-Impfstoffe aufgerufen. Die internationale Gemeinschaft müsse „in gemeinsamer Anstrengung die Verzögerungen bei der Impfstoffversorgung überwinden“ und besonders die Verteilung der Vakzine an die „ärmsten Länder“ befördern, sagte der Pontifex am Ostersonntag. Es war das zweite Osterfest in Folge, das rund um den Globus im Zeichen der Corona-Pandemie begangen wurde.
Franziskus betonte in seiner Osterbotschaft die Bedeutung der Impfkampagnen für die Eindämmung des Coronavirus: Die Impfungen seien „ein wesentliches Instrument in diesem Kampf“. In seiner Ansprache im Petersdom in Rom legte das Oberhaupt der weltweit 1,3 Milliarden Katholiken den Schwerpunkt auf die Schwächsten in der Welt: die Kranken, die Migranten, Menschen in wirtschaftlicher Not und in Kriegsgebieten.
„Die Pandemie ist immer noch in vollem Gange; die soziale und wirtschaftliche Krise ist sehr schwer, besonders für die Ärmsten“, sagte Franziskus, bevor er dann den traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“) spendete. Im riesigen Petersdom waren wegen der Corona-Auflagen zu seiner Ansprache nur etwa hundert Menschen versammelt.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Franziskus die reichen Nationen in einer Rede vor der UN-Vollversammlung vor dem Horten von Impfstoffen gewarnt. In vielen reichen Staaten nehmen die Impfkampagnen derzeit an Fahrt auf, während ärmere Länder zurückbleiben.
Der Papst rief in seiner Osterbotschaft auch zu einem Ende der Gewalt in Syrien, Libyen sowie im Jemen auf und verurteilte die anhaltenden bewaffneten Konflikte als „skandalös“. Das „Getöse der Waffen im geliebten und gemarterten Syrien“ müsse endlich aufhören, sagte der 84-Jährige. Millionen Menschen lebten in Syrien bereits unter unmenschlichen Bedingungen. Auch die Gewalt im Jemen, „dessen Ereignisse von einem ohrenbetäubenden und skandalösen Schweigen umhüllt sind“, müsse enden.
Der Pontifex bekundete zudem seine Solidarität mit den jungen Menschen in Myanmar, „die sich für die Demokratie starkmachen und sich friedlich Gehör verschaffen“. Die Demonstranten in dem südostasiatischen Land wüssten, „dass Hass nur von Liebe verdrängt werden kann“. Das Militär in Myanmar geht seit seinem Putsch von Anfang Februar rigoros gegen die Proteste vor. Die Zahl der dabei getöteten Demonstranten stieg laut Menschenrechtsaktivisten bis zum Ostersonntag auf 564.
Franziskus rief auch zum Dialog zwischen Israelis und Palästinensern auf und forderte ein Ende der Gewalt in Afrika – unter anderem in Nigeria, der Sahelzone, der äthiopischen Region Tigray und in der Provinz Cabo Delgado in Mosambik. „Es gibt immer noch zu viele Kriege und zu viel Gewalt auf der Welt“, sagte der Argentinier.
Im Gottesdienst zur Osternacht hatte der Papst zuvor eine Botschaft der Hoffnung an die Katholiken gesandt. „Es ist immer möglich, neu anzufangen, weil es ein neues Leben gibt, das Gott in uns neu beginnen lassen kann, jenseits von all unserem Scheitern“, sagte Franziskus.
In Jerusalem konnte die Ostermesse in der Grabeskirche gefeiert werden, da dank der erfolgreichen israelischen Impfkampagne die Corona-Beschränkungen bereits teilweise aufgehoben sind. Die Kirche ist an der Stelle errichtet, an der Jesus laut christlicher Überlieferung gekreuzigt und begraben wurde. Touristen ist die Einreise nach Israel wegen der Pandemie jedoch noch immer weitgehend versperrt. Normalerweise strömen an Ostern tausende Pilger aus aller Welt zu den heiligen Stätten in Jerusalem.