Der weltweite Chipmangel belastet die Autoindustrie auch weiterhin. Audi muss kommende Woche die Produktion im Werk Neckarsulm teilweise stoppen, Daimler lässt ab Freitag in zwei Werken kurzarbeiten. Zulieferer Continental klagt über die „fortdauernden Engpässe in der Lieferkette für Halbleiterkomponenten“. Chiphersteller Intel dagegen profitiert von der hohen Nachfrage; die Umsätze lagen im ersten Quartal höher als erwartet.
Bei Audi in Neckarsulm findet „aufgrund fehlender Halbleiter-Teile bei den Modellen A6 und A7 in der Woche von 26. bis 30. April keine Produktion statt“, teilte das Unternehmen der „Augsburger Allgemeinen“ mit. Die betroffenen Mitarbeiter gehen demnach für diese Zeit in Kurzarbeit. Auch für den zweiten deutschen Produktionsstandort in Ingolstadt beantragte der Hersteller Kurzarbeit.
Daimler hatte am Mittwoch angekündigt, dass wegen Chipmangels für die Beschäftigten in den Werken Bremen und Rastatt ab Freitag Kurzarbeit angemeldet wurde, vorerst bis Ende kommender Woche. Eine Sprecherin sagte: „Wir sind in engem Austausch sowohl mit unseren direkten als auch mit den Halbleiter-Lieferanten und passen falls nötig unsere Fahrweisen in einzelnen Werken an. Wir fahren weiterhin auf Sicht.“ Auch Volkswagen und Ford mussten wegen Chipmangels bereits die Produktion herunterfahren.
Zulieferer Continental erklärte am Freitag in einer Adhoc-Mitteilung an die Börse, der Konzern sehe sich „weiter vielfältigen Herausforderungen ausgesetzt, darunter die andauernde Covid-19 Pandemie, die fortdauernden Engpässe in der Lieferkette für Halbleiterkomponenten, die ansteigenden Kosten für Rohmaterialien, die Einschränkungen in der Logistikkette sowie die Unsicherheiten und Volatilität in der Kundennachfrage“. Der Umsatz stieg von Januar bis Ende März aber von 9,9 Milliarden Euro 2020 auf 10,3 Milliarden Euro 2021.
Bei Mikrochips gibt es derzeit weltweit einen Mangel. Mehrere Autobauer waren wegen der Engpässe bereits zu einer Drosselung der Produktion gezwungen. Die Halbleiterkomponenten sind inzwischen essenziell für die Branche: Mit elektronischen Assistenzsystemen, zunehmend vernetzten und autonomen Fahrzeugen sowie dem Boom des Elektroantriebs steigt der Bedarf der Autoindustrie an Sensoren und Chips aus diesen Komponenten enorm.
Gleichzeitig gibt es Probleme auf der Angebotsseite. Die Corona-Pandemie sorgt für Lieferschwierigkeiten von Chips und vom Rohstoff Silizium, dazu kommen Produktionsstopps in den USA, in Japan und in Taiwan. In Texas mussten Fabriken im Februar wegen der strengen Kälte und daraus folgenden Stromausfällen pausieren, in Japan brannte ein Chipwerk teilweise aus, in Taiwan herrscht eine schlimme Dürre, wovon die wasserintensive Mikrochipherstellung betroffen ist.
Die großen Hersteller TSMC aus Taiwan und Intel aus den USA haben bereits den Bau neuer Fabriken angekündigt. Intel etwa will mehr als 20 Milliarden Dollar (16,6 Milliarden Euro) in zwei neue Werke in Arizona investieren.
Intel veröffentlichte am Donnerstag seine Quartalsbilanz, der Umsatz von 19,7 Milliarden Dollar lag über den Erwartungen – allerdings ein Prozent unter dem Vorjahreswert. Da Intel eine hohe Strafe wegen einer Patentverletzung zahlen muss, sank der Gewinn im Vorjahresvergleich um 41 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar.