Schweden hat empört auf die Einstufung als Risikoland durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) reagiert. Der Chefberater der Regierung in Stockholm, Anders Tegnell, sprach am Freitag von einer „totalen Fehlinterpretation“ der schwedischen Daten. Der Regionaldirektor der WHO für Europa hatte Schweden am Vortag unter elf Ländern aufgelistet, die mit einem gefährlichen Wiederaufflammen der Infektionen konfrontiert seien.
Geschähe nichts, könnte der Anstieg die Gesundheitssysteme „erneut an den Rand ihrer Belastungsgrenze führen“, warnte die WHO. Die anderen Länder auf der Liste sind hauptsächlich ärmere Nationen in Osteuropa und Zentralasien, die von der WHO zu Europa gezählt werden.
Chefepidemiologe Tegnell warf der WHO vor, einen großen Fehler gemacht zu haben. „Wir haben einen Anstieg der Fälle, weil wir in Schweden in der letzten Woche begonnen haben, viel mehr zu testen“, sagte er. Alle weiteren Parameter aber deuteten darauf hin, dass die Zahl der schweren Fälle sinke. „Die Zahl der Einweisungen auf die Intensivstation ist auf einem sehr niedrigen Niveau“, sagte Tegnell.
Schweden war in der Pandemie einen anderen Weg gegangen als die anderen europäischen Staaten und hatte auf strikte Corona-Beschränkungen verzichtet. Bezogen auf seine Bevölkerungszahl hat das Land die fünfthöchste Covid-19-Sterberate weltweit. Daraufhin verdoppelten die Behörden im vergangenen Monat die Zahl der Tests, doch erst in der vergangenen Woche begannen sie, der Öffentlichkeit Massentests anzubieten. Diese Verzögerungen stießen auf heftige Kritik.