Dr. med. Carmen Jochem ist Präventivmedizinerin an der Universität Regensburg und tritt für gesundes Altern sowie mehr Selbstbewusstsein und Selbstliebe ein. Was ihr besonders am Herzen liegt: der offene und ungenierte Umgang mit Themen rund um die weibliche Brust. In ihrem Buch „Brust bewusst“ räumt sie mit Tabus und Irrglauben auf und gibt wertvolle Tipps. Im Interview spricht die Mutter dreier Kinder über Mythen rund um den Push-up-BH, Tücken beim BH-Kauf sowie Nahrungsmittel für einen gesunden Busen.
Woran erkennt Frau, dass der BH richtig sitzt?
Dr. Jochem: Bei einem gut sitzenden BH sollte das Unterbrustband weder einschneiden noch am Rücken nach oben rutschen. Wenn ein bis zwei Finger zwischen Unterbrustband und Brustkorb passen, dann ist es gut. Außerdem sollten die Brüste gut in den Körbchen sitzen und weder herausquellen noch darin untergehen. Es ist also oftmals mehr eine Frage der richtigen Passform und des Wohlfühlens im BH als eine reine Größenfrage.
Stellt das tägliche Tragen von Push-up-BHs ein Risiko für die Brustgesundheit dar?
Dr. Jochem: Immer wieder wird gemunkelt, dass das Tragen von BHs, insbesondere von engen BHs oder Push-up-BHs, das Brustkrebsrisiko erhöhen würde. Aktuellen Studien zufolge stellt es jedoch kein Risiko für die Brustgesundheit dar, wenn Frau BHs trägt – und zwar unabhängig davon, wie lange und welches Modell. Bei eher größeren Brüsten ist es für Frau, vor allem bei Sport und Bewegung, sogar von Vorteil, einen gut sitzenden und Halt gebenden Sport-BH zu tragen. Denn dieser kann helfen, Verspannungen und Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich vorzubeugen.
Warum verliert der Busen im Laufe der Jahre an Spannkraft?
Dr. Jochem: Der Busen besteht im Wesentlichen aus Bindegewebe, Fettgewebe und Drüsen. Das Drüsengewebe wiederum bildet sich in den Wechseljahren zurück. Zudem lässt mit zunehmendem Alter auch die Elastizität des Bindegewebes nach und die Brust ist weniger straff. Das ist ein ganz natürlicher Prozess, der im Laufe des Lebens stattfindet.
Wie lässt sich ein voller, runder Busen möglichst lange aufrechterhalten?
Dr. Jochem: Da wir weder die Struktur unseres Bindegewebes noch Alter und Schwerkraft beeinflussen können und es Anti-Aging im Sinne von „das Altern stoppen“ nicht gibt, empfehle ich Healthy Aging – also gesundes Altern. Und darauf können wir jede Menge Einfluss nehmen. Wenn wir unsere Brüste möglichst lange möglichst gesund halten wollen, sollten wir sie mit ausreichend Bewegung, gesunder Ernährung und einem gesunden Körpergewicht verwöhnen. Zusätzlich können regelmäßige Kräftigungsübungen für die Brustmuskulatur das Dekolleté straffen.
Welche Nahrungsmittel wirken sich denn positiv auf die Brustgesundheit aus?
Dr. Jochem: Tatsächlich gibt es Hinweise dafür, dass einige Nahrungsmittel und Nährstoffe möglicherweise vor Brustkrebs schützen können. Dabei scheint eine gesunde und vollwertige Ernährung, die reich an nichtstärkehaltigen pflanzlichen Lebensmitteln, Carotin-haltigen Lebensmitteln und Calcium ist, eine wichtige Rolle zu spielen. In meinem Buch empfehle ich beispielsweise Griechischen Salat, Tsatsiki und Melone als Anti-Brustkrebs-Superfood. Aber natürlich eignen sich auch andere Obst- und Gemüsesorten wie Karotten, Paprika, Kürbis, Brokkoli oder Aprikosen.
Ist der Konsum von Alkohol schädlich für den Busen?
Dr. Jochem: Dass Alkohol das Risiko für eine ganze Reihe an Krebserkrankungen erhöht, ist allgemein bekannt. Weniger bekannt ist jedoch, dass der Konsum von Alkohol auch für die Brustgesundheit schädlich ist. So haben Frauen, die täglich ein Bier oder ein Gläschen Wein trinken, ein um etwa fünf bis zehn Prozent erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Natürlich ist es nicht der Konsum eines einzelnen alkoholischen Getränks, der die Brustgesundheit gefährdet – vielmehr steigt das (Brust-)Krebsrisiko mit zunehmender Menge und Dauer des Alkoholkonsums an. Alkohol ist also Gift für unseren Busen, da Ethanol über verschiedene Mechanismen krebserregend wirkt.
Und wie steht es um das Rauchen?
Dr. Jochem: Besonders ungünstig ist die Kombination aus Alkoholkonsum und Rauchen, da sich die schädliche Wirkung beider Substanzen gegenseitig verstärkt. Allerdings ist derzeit noch nicht ganz klar, ob Rauchen per se wirklich das Brustkrebsrisiko erhöht. Dennoch lautet mein Tipp: Verzichten Sie nach Möglichkeit auf alkoholische Getränke und auf Zigaretten. Sie tun sich und Ihrer (Brust-)Gesundheit damit ausschließlich Gutes.