Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft im Frühjahr europaweit auf eine heftige Talfahrt geschickt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stürzte von April bis Juni in den großen Volkswirtschaften Frankreich, Italien und Spanien um je deutlich mehr als zehn Prozent zum Vorquartal ab. Die drei Länder gehören zu den am härtesten von der Pandemie betroffenen in der Europäischen Union. In der gesamten Eurozone sank die Wirtschaftsleistung um 12,1 Prozent.
In Frankreich schrumpfte die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 13,8 Prozent zum Vorquartal, wie die Statistikbehörde Insee am Freitag mitteilte. Bereits im ersten Quartal war das BIP demnach um 5,9 Prozent zurückgegangen. Damit korrigierten die Statistiker ihre Angaben nach unten; zunächst hatten sie einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5,3 Prozent für die Monate Januar bis März gemessen.
Der Rückgang im zweiten Quartal dagegen war nicht so schlimm wie zunächst angenommen. Noch im Juni hatten die Statistiker das Minus auf 17 Prozent geschätzt. Die negative Entwicklung in der ersten Jahreshälfte sei Folge des strengen Shutdowns in Frankreich zwischen Mitte März und Anfang Mai, erklärte Insee.
In Spanien brach die Wirtschaftsleistung um 18,5 Prozent ein, wie die Statistikbehörde erklärte. In dem Land liegt vor allem die Tourismusbranche danieder. Hier fiel die Wirtschaftsleistung um 60 Prozent, wie die Statistikbehörde INE mitteilte. Die Branche steht für zwölf Prozent des BIP.
Hart getroffen sind auch Handel, Verkehr und Gastgewerbe: In diesen Branchen schrumpfte die Wirtschaftsleistung laut INE im zweiten Quartal um 40 Prozent. Im Baugewerbe betrug das Minus 24 Prozent, in der Industrie 18,5 Prozent. Die privaten Haushalte konsumierten 21 Prozent weniger.
Historische Spuren hinterließ die Pandemie im zweiten Quartal auch in Italien. Dort ging das BIP um 12,4 Prozent zum Vorquartal zurück, wie die Statistikbehörde Istat erklärte. Die Wirtschaftsleistung lag demnach so niedrig wie seit 1995 nicht mehr. Für das ganze erste Halbjahr 2020 rechnen die Statistiker mit einem Rückgang des BIP um 14,3 Prozent.
Einen drastischen Wirtschaftseinbruch vermeldete ebenfalls Portugal, wo das BIP um 14,1 Prozent zum Vorquartal einbrach. In der gesamten Eurozone stürzte die Wirtschaftsleistung nach Angaben der Statistikbehörde Eurostat von April bis Juni um 12,1 Prozent zum Vorquartal ab. EU-weit lag der Rückgang demnach bei 11,9 Prozent.
Eine „schöne Überraschung“ dagegen erlebte Litauen, wie Zentralbankchef Vitas Vasiliauskas am Donnerstag vor Journalisten in Riga sagte: Das BIP ging hier nur um 5,1 Prozent im zweiten Quartal zurück. Das war deutlich besser als vorausgesagt; Zentralbank und Finanzministerium hatten einen Einbruch im zweistelligen Prozentbereich prognostiziert.
In Deutschland schrumpfte die Wirtschaft im zweiten Quartal nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag um 10,1 Prozent zum Vorjahresquartal. In der größten Volkswirtschaft der Welt, den USA, ging das BIP nach Angaben der Statistikbehörde von April bis Juni um 9,5 Prozent zum Vorjahresquartal zurück, aufs Jahr hochgerechnet wie in den USA üblich betrug der Einbruch knapp 33 Prozent.