Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd will die Staatsanwaltschaft für die beteiligten Polizisten außerordentlich hohe Haftstrafen fordern. Wegen „besonderer Grausamkeit“ ihrer Taten und der Verletzlichkeit ihres Opfers müssten die vier beschuldigten Ex-Beamten eine Strafe erhalten, die „oberhalb“ der gesetzlichen Empfehlungen liege, heißt es in Dokumenten, die am Freitag beim zuständigen Gericht eingereicht wurden.
Welches Strafmaß sie genau fordern will, teilte die Staatsanwaltschaft in Minneapolis nicht mit. Der Hauptbeschuldigte Darek Chauvin soll wegen „Mordes zweiten Grades“ vor Gericht gestellt werden. Das entspricht in etwa einem Totschlag in einem besonders schwerem Fall und kann mit bis zu 40 Jahren Gefängnis bestraft werden. Chauvins ehemaligen Kollegen Alexander Kueng, Thomas Lane und Tou Thao wird Beihilfe zur Last gelegt.
Floyd war Ende Mai nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis gestorben. Der weiße Polizist Chauvin hatte Floyd mehr als acht Minuten lang sein Knie in den Nacken gedrückt, obwohl der 46-jährige Familienvater mehr als 20 Mal klagte, er bekomme keine Luft.
Der Fall hatte in den USA und vielen anderen Ländern Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst. Auch diesen Freitag erinnerten bei einer Demonstration vor dem Washingtoner Lincoln Memorial zehntausende Demonstranten an Floyds Schicksal.
„George Floyd war besonders verletzlich, denn die Polizisten hatten bereits seine Hände hinter seinem Rücken gefesselt und ihn mit dem Gesicht auf den Boden gelegt“, hob die Staatsanwaltschaft hervor. Chauvin habe Floyd „grundlosen Schmerz“ zugefügt und mit „besonderer Grausamkeit“ gehandelt.
Der Vorfall war gefilmt worden. In dem Video ist nicht nur Floyds Flehen um Luft, sondern auch die Beamten zu hören, die Floyd sagen, er solle sich „entspannen“. Als Floyd rief, sie würden ihn töten, antwortete ihm demnach Chauvin: „Dann hör auf zu reden, hör auf zu schreien. Reden kostet verdammt viel Sauerstoff.“ Der Prozess gegen Chauvin und seine Ex-Kollegen soll im März kommenden Jahres beginnen.