Mit Clément Beaune hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron einen langjährigen engen Berater zum Staatsminister für EU-Angelegenheiten ernannt. Der 38-Jährige tritt nun nach jahrelangem treuen Dienst hinter den Kulissen in die erste Reihe der französischen Regierungsgeschäfte. Dem breiten Publikum war er bislang kaum bekannt, doch in Brüssel und den anderen EU-Hauptstädten ist er gut vernetzt.
Dem jugendlich wirkenden bisherigen Beamten kommt als EU-Staatsminister eine zentrale und strategische Rolle im Rahmen der europäischen Ambitionen Macrons zu. Zugute kommt ihm dabei, dass er mit der Funktionsweise der Brüsseler Verhandlungen bestens vertraut ist. Wenn auch im Hintergrund, so begleitete Beaune Präsident Macron doch seit bereits drei Jahren bei Terminen in Europa.
Seine Ernennung zum Staatsminister erfolgte wenige Tage nach dem historischen EU-Gipfel zum Finanzpaket gegen die Corona-Krise. Wie viele Male zuvor hatte Beaune auch an diesen äußerst harten Verhandlungen mit den anderen EU-Staats- und Regierungschefs aktiv teilgenommen.
Seit seinem Amtsantritt als „Berater für Europa und G20“ im Elysée-Palast 2017 hat er zudem enge persönliche Beziehungen zu den Vertretern der anderen EU-Länder geknüpft. „Ich habe Clément herzlich nach Berlin eingeladen und freue mich auf seinen ersten Besuch“, schrieb sein deutscher Amtskollege, Michael Roth (SPD), als Reaktion auf Beaunes Ernennung im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Wie Macron selbst und viele weitere französische Politiker, etwa Macrons Vorgänger François Hollande und der amtierende Regierungschef Jean Castex, ist Beaune Absolvent der Pariser Elitehochschule ENA. Außerdem studierte er am renommierten Politik-Institut Sciences Po in Paris und dem Europakolleg im belgischen Brügge, einer prestigeträchtigen Kaderschmiede der Spitzenverwaltung der EU.
Beaune gehört seit sieben Jahren zum engen Zirkel Macrons. Schon in seiner Zeit als Wirtschaftsminister unter Hollande ließ sich der heutige Präsident zu europäischen Themen von Beaune beraten. Interessante Parallele: Auch Macron war Elysée-Berater, bevor Hollande ihn als Wirtschaftsminister in die Regierung holte.
„Er teilt mit dem Präsidenten den gleichen Optimismus in Bezug auf den Willen, trotz aller Hindernisse ein stärkeres und proaktiveres Europa auf der internationalen Bühne aufzubauen“, beschreibt ein Diplomat den neuen Staatsminister. Nicht selten drohte Macrons Vision einer „Neugründung Europas“ in den vergangenen Jahren von Spannungen im Zusammenhang mit dem Brexit, aufstrebendem Populismus und Differenzen zwischen den Mitgliedstaaten weggefegt zu werden.
Beaunes Beförderung zum Staatsminister kann nun als Auszeichnung für diese Loyalität verstanden werden. Oder als überfällig: Der 38-Jährige galt schon länger als für höhere Aufgaben bestimmt. Mit Blick auf die Europawahl 2019 war er bereits als Spitzenkandidat der Macron-Partei La République En Marche im Gespräch gewesen.
Auch als EU-Staatsminister war er schon bei früherer Gelegenheit gehandelt worden. Im Frühjahr 2019 wurde dies zunächst aber die Abgeordnete Amélie de Montchalin. Sie stieg bei der jüngsten Kabinettsumbildung zur Ministerin für Wandel und den öffentlichen Dienst auf.