„Pleitewelle ungeahnten Ausmaßes“: Mehr als jeder zweite Betrieb im Gastgewerbe fürchtet um seine Existenz

In Restaurants müssen Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden. - David Tadevosian/shutterstock.com
In Restaurants müssen Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden. - David Tadevosian/shutterstock.com

Auch nach der Wiedereröffnung von Restaurants, Cafés und Hotels bangen zahlreiche Betreiber wegen der Corona-Krise um ihre Existenz. Wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga am Dienstag mitteilte, gaben in einer Umfrage mehr als die Hälfte (59,6 Prozent) der teilnehmenden Betriebe an, ums wirtschaftliche Überleben zu kämpfen. Die Umsätze liegen demnach weit unter den Vorjahreswerten – für das Gesamtjahr rechnen die Betriebe mit einem Rückgang von im Schnitt mindestens 51,0 Prozent.

Für die Umfrage befragte der Verband vom 3. bis 10. August 7200 Gastronomen und Hoteliers. Von Januar bis Juli beklagten die Betriebe demnach durchschnittliche Umsatzverluste von 60,1 Prozent. Besonders dramatisch fiel das Minus dabei mit 86,8 Prozent im April aus.

Ein Grund dafür, dass auch im weiteren Jahresverlauf Umsatzverluste erwartet werden, sind laut Dehoga unter anderem die coronabedingten Vorschriften. Aufgrund der Abstandsgebote sei die Kapazität der Betriebe um durchschnittlich 42 Prozent eingeschränkt.

Zugleich sei das aktuelle Bild in der Branche „sehr heterogen“, erklärte Dehoga-Präsident Guido Zöllick. „Während die Restaurants und Hotels in den Urlaubsregionen Zuversicht schöpfen, ist die Lage der Betriebe in vielen Städten weiter katastrophal.“ Touristen aus dem Ausland und vor allem Geschäftsreisende fehlten. Messen, Kongresse und Tagungen fänden immer noch nicht statt. Sämtliche damit verbundene Hotel- und Gastronomieumsätze fielen aus. Das sei fatal insbesondere für Businesshotels und Eventcaterer. 

Besonders dramatisch stelle sich auch die Lage bei den Diskotheken und Clubs dar, für die es immer noch keine Öffnungsperspektive gebe, erklärte Zöllick. „Die Verzweiflung der Unternehmer wächst von Tag zu Tag“, beklagte er. „Die Betriebe wissen nicht, wie sie durch die Krise kommen können und befürchten ein massives Disco- und Clubsterben.“

Um eine „Pleitewelle ungeahnten Ausmaßes zu verhindern“, forderte der Verband eine Verlängerung der Kurzarbeitergeld-Regelung, die Entfristung der Mehrwertsteuersenkung mit Einbeziehung der Getränke, eine Verlängerung der Überbrückungshilfen sowie eine gesetzliche Regelung zur coronabedingten Pachtminderung. „Denn die Krise ist noch längst nicht vorbei“, erklärte Zöllick. „Die Angst vor dem Winter ist groß.“

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