Trotz scharfer Kritik der Arbeitgeber drängt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) weiter auf einen generellen Anspruch Beschäftigter auf das Arbeiten im Homeoffice. Es könne nicht ausschließlich im Ermessen der Unternehmen liegen, ob Arbeitnehmer ihre Ansprüche auf mehr Zeitsouveränität erfüllen können, sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Dienstag. Er räumte zugleich ein, dass einige Berufe sich nicht fürs Homeoffice eigneten.
„Die Pflege muss am Menschen erbracht werden, und auch auf dem Bau wird man nicht zu Hause arbeiten können“, sagte Hoffmann. Doch das mobile Arbeiten habe in einer Geschwindigkeit zugenommen, die vor der Corona-Pandemie nicht vorstellbar gewesen sei. „Hier sehen wir Chancen: mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf und mehr Zeitsouveränität“, sagte Hoffmann. Zugleich forderte er „verlässliche Rahmenbedingungen, die vor Entgrenzung der Arbeit und Überlastung der Beschäftigten schützen“.
Angesichts der Coronakrise sprach sich Hoffmann außerdem für neue soziale Mindeststandards in der EU aus. Leistungen wie Hartz IV in Deutschland reichten aus seiner Sicht nicht aus – auch das Arbeitslosengeld in der Bundesrepublik und in anderen EU-Staaten sei zu gering. „Wir wollen deutlich mehr, zumal selbst das deutsche Arbeitslosengeld I mit 60 beziehungsweise 67 Prozent vom Netto in vielen Fällen nicht verhindert, dass die Menschen unter die Armutsschwelle fallen.“