Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat im Berg-Karabach-Konflikt zu einem sofortigen Waffenstillstand und zu Verhandlungen aufgerufen. Bei Telefonaten mit dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan am Montag sowie dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew am Dienstag nannte Merkel die Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) als geeignetes Forum für Friedensgespräche. Beide Konfliktparteien müssten zu einer friedlichen Lösung beitragen, forderte Merkel.
Bei heftigen Gefechten in der umstrittenen Region Berg-Karabach im Südkaukasus wurden in dem neu entbrannten Konflikt seit Sonntag mindestens 98 Menschen getötet. Aserbaidschanische Soldaten kämpfen in dem Gebiet gegen armenische Truppen und Kämpfer des international nicht anerkannten De-facto-Staats Berg-Karabach.
Beide Länder werfen zudem der jeweiligen Gegenseite vor, Unterstützung aus dem Ausland zu erhalten. Aktivisten der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichteten von mehr als 300 Kämpfern, die die Türkei aus Syrien nach Berg-Karabach verlegt habe.
Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um das umstrittene Gebiet Berg-Karabach schwelt bereits seit Jahrzehnten. Nach einem blutigen Krieg mit 30.000 Toten hatte das ehemals autonome sowjetische Gebiet Anfang der 90er Jahre seine Unabhängigkeit von Aserbaidschan erklärt. Die von pro-armenischen Kämpfern kontrollierte Region wird jedoch von keinem Land als eigener Staat anerkannt und gilt international nach wie vor als Teil Aserbaidschans. Militärisch und wirtschaftlich wird es jedoch von Armenien unterstützt.