In Teilen der spanischen Hauptstadt Madrid sind am Montag neue strenge Corona-Beschränkungen in Kraft getreten. Die Maßnahmen gelten für zwei Wochen und betreffen rund 850.000 Menschen in überwiegend ärmeren Stadtteilen im Süden der Stadt sowie in südlichen Vororten. Die Einwohner dürfen die Bezirke nicht mehr verlassen. Ausnahmen gelten nur für den Weg zur Arbeit, zum Arzt und um Kinder zur Schule zu bringen.
Die Behörden haben die Menschen in den betroffenen Stadtteilen darum gebeten, die meiste Zeit zu Hause zu bleiben. Parks wurden geschlossen. Geschäfte, Bars und Restaurants dürfen zwar geöffnet bleiben, müssen die Zahl der Kunden und Gäste aber halbieren. Die Obergrenze für Treffen wurde in der gesamten Region von zehn auf sechs Menschen gesenkt.
Da die Maßnahmen vor allem dicht besiedelte und einkommensschwache Viertel betreffen, war es am Sonntag in einigen der betroffenen Bezirke zu heftigen Protesten gekommen. Die Menschen hielten Plakate hoch, auf denen zu lesen war: „Nein zu einer Ausgangssperre nach sozialen Klassen“ und „Sie zerstören unsere Viertel und jetzt sperren sie uns ein“.
Einige der nun abgeriegelten Bezirke im Süden der Metropole hatten zuletzt mehr als 1000 Corona-Fälle je 100.000 Einwohner gemeldet – das ist etwa das Fünffache des landesweiten Durchschnitts.
Die konservative Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso, die wegen ihres Krisen-Managements stark in der Kritik steht, kommt am Mittag zu einem Krisentreffen mit Ministerpräsident Pedro Sánchez von den Sozialisten zusammen.
Die vielen Corona-Fälle in Madrid beunruhigen die Regierung massiv, da die Hauptstadt auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist. Befürchtet wird, dass sich eine zweite Corona-Welle von Madrid aus auf ganz Spanien ausbreiten könnte. Dann könnte ein neuer landesweiter Lockdown mit verheerenden wirtschaftlichen Folgen drohen. Die Ratingagentur S&P hatte ihren Ausblick für Spanien bereits am Freitag von stabil auf negativ gesenkt.
Spanien ist mit mehr als 600.000 Infektionen und über 30.000 Todesopfern eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder Europas.