Die Landwirtschaft in Deutschland soll künftig stärker der steigenden Erwartung von Verbrauchern und wachsenden Anforderungen zum Umwelt- und Klimaschutz gerecht werden – und gleichzeitig die Existenz der heimische Landwirte sichern: Diese Interessen in Einklang bringen soll die von der Bundesregierung eingesetzte Zukunftskommission Landwirtschaft, die am Montag erstmals zusammengekommen ist. Während Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) und Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) für einen gesellschaftlichen Konsens warben, erklärte sich der Bauernverband zu Veränderungen bereit – diese müssten aber „finanziell darstellbar sein“.
Klöckner betonte, dass sie eine „gute Zukunft für eine wirtschaftlich erfolgreiche und gleichzeitig gesellschaftlich akzeptierte Landwirtschaft in Deutschland erreichen wolle. „Damit die junge Generation bereit ist, auch weiterhin die Höfe ihrer Eltern und damit viel Arbeit zu übernehmen, brauchen wir einen gesellschaftlichen Konsens, eine Art Befriedung“, erklärte sie.
Die Landwirtschaft sei „beileibe nicht an jeder Klima- und Umweltfrage schuld, auch wenn sie allzu schnell pauschal für vieles verantwortlich gemacht wird“, fügte Klöckner hinzu. „Umgekehrt sind die Anliegen von Aktiven in der Umwelt-, Klima- und Tierschutzszene keine ‚Spinnereien‘, sondern ernstzunehmende Anliegen.“
Schulze erklärte, es führe „kein Weg vorbei“ an der Tatsache, dass die Land- und Ernährungswirtschaft umweltverträglicher werden müsse. „Das ist nicht nur aus Sicht des Umweltschutzes notwendig, das wird auch von der Gesellschaft immer vehementer eingefordert.“ Wenn nun widerstreitende Interessen an einen Tisch gebracht würden, „können daraus zukunftsweisende und nachhaltige Lösungen entstehen“, zeigte sie sich zuversichtlich.
In der Anfang Juli eingesetzten Zukunftskommission, die am Montag erstmals tagte, sitzen neben Vertretern aus Landwirtschaft und Handel, Wissenschaft und Verbraucherschutz auch Tier- und Umweltschutzverbände. Noch im Herbst soll das Gremium einen Zwischenbericht mit ersten Empfehlungen vorlegen, im Sommer 2021 dann einen Abschlussbericht.
Umweltschutzverbände fordern vor allem eine Abkehr von Monokulturen und Massentierhaltung. Zugleich hatte etwa der BUND bereits im Vorfeld des ersten Treffens Verständnis für die Sorgen vieler Landwirte geäußert, die sich in den vergangenen Monaten wiederholt in Bauernprotesten entladen hatten.
Der Deutsche Bauernverband wiederum zeigte sich am Montag ebenfalls aufgeschlossen: „Wir sind zu Veränderungen bereit“, erklärte Vizepräsident Werner Schwarz. Diese müssten aber „vor allem für unsere Betriebe, für unsere Familien finanziell darstellbar sein“, fügte er hinzu.
Klöckner erklärte, dass höhere Standards Geld kosteten, könne „nicht alleine durch die Familienbetriebe in der Landwirtschaft getragen werden“. Nach wie vor schaue die Mehrheit der Verbraucher bei Lebensmitteln auf den günstigeren Preis, kritisierte sie.
Umgebaut werden soll perspektivisch auch die Tierhaltung in Deutschland. Derzeit soll eine Machbarkeitsstudie beleuchten, wie genau der Wandel hin zu mehr Tierwohl finanziert werden kann. Diese sogenannte Borchert-Kommission hatte hierzu eine zweckgebundene Verbrauchsteuer auf tierische Produkte vorgeschlagen, um den Um- und Neubau von Ställen zu finanzieren.