Ärztekammer-Präsident Reinhardt wegen Aussagen zu Alltagsmasken in der Kritik

Symbolbild: Maskenpflicht
Symbolbild: Maskenpflicht

Aussagen von Ärztepräsident Klaus Reinhardt zum Nutzen einfacher Alltagsmasken im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben bei anderen Berufsvertretern für Kritik gesorgt. „Sowohl Alltagsmasken als auch chirurgische Masken schützen jeden selbst und auch andere“, sagte die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, am Freitag dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Die Regeln dazu seien wichtig. Gleiches gelte für Abstand, Lüften und die Handhygiene.

Der Chef der bayerischen Ärztekammer, Gerald Quitterer, nannte die Äußerungen Reinhardts „nicht glücklich“. Sie konterkarierten die Bemühungen, Patienten vom Sinn eines Mund-Nasen-Schutzes zu überzeugen, sagte er dem „Münchner Merkur“ vom Freitag. Er selbst trage auch außerhalb seines Praxis-Alltags eine Maske, weil die Maßnahme „infektiologisch sinnvoll“ sei. Die Aerosole mit Coronaviren flögen mit Maske nicht so weit durch die Luft.

Reinhardt hatte sich am Mittwochabend in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ skeptisch über den Nutzen einfacher Alltagsmasken im Freien geäußert. „Ich glaube, dass man den Mund-Nasen-Schutz tragen kann, da wo man den Abstand nicht wahren kann“, sagte der Präsidenten der Bundesärztekammer. Vorschriften für Masken auf Marktplätzen halte er medizinisch aber für „Unsinn“. 

Reinhardt verwies auf das Vermummungsverbot in den 70er Jahren im Zuge der Antiterror-Gesetzgebung. „Und jetzt haben wir ein Vermummungsgebot“, fügte er hinzu. „Das macht etwas mit einer Gesellschaft und darüber nachzudenken finde ich sinnvoll und vernünftig“, sagte der Ärztepräsident. Es gebe nach seiner persönlichen Auffassung keine „wissenschaftliche Evidenz“ über den Nutzen von Alltagsmasken. Diesen hätten eine „gewisse mechanische Wirkung“ und seien in bestimmten Situationen „richtig“.

Ob das alles im Verhältnis zu dem stehe, was evidenzbasiert tatsächlich an Infektionsvermeidung auf diese Weise geleistet worden sei, könne er „zum jetzigen Zeitpunkt nicht persönlich beurteilen“, ergänzte Reinardt. Er sei der Meinung, dass es notwendig sei „darüber nachzudenken“. Darauf habe er hinweisen wollen. Er wolle damit jedoch keine „Gallionsfigur der Maskengegner“ sein, betonte der Ärztepräsident.

Zuvor hatte bereits der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach Reinhardt für dessen Äußerungen scharf kritisiert. Er habe die fachlichen Positionen führender Fachgesellschaften und die aktuelle Studienlage „öffentlich für falsch“ erklärt, schrieb Lauterbach am Donnerstagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter. Als Amtsträger beschädigte Reinhardt die Arbeit seiner Kollegen.

In einem vorangegangenen Twitter-Beitrag nannte Lauterbach die von Reinhardt gemachte Gleichsetzung der Maskenpflicht mit einem „Vermummungsgebot“ als „unentschuldbar“. Dieser sei ranghöchster deutscher Ärztefunktionär und es gehe bei den Regelungen um den „Schutz vor einer tödlichen Viruserkrankung“. Reinhardt müsse die Äußerung zurücknehmen oder seiner Auffassung nach zurücktreten.

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