Im ersten Strafprozess um den Dieselskandal bei Volkswagen hat ein angeklagter Motorenentwickler des Autoherstellers Audi der Unternehmensspitze die Verantwortung gegeben. Sämtliche Anweisungen zur Entwicklung der umstrittenen Motoren und der damit verbundenen Manipulationen bei den Abgaswerten seien von seinen Vorgesetzten und von der Konzernspitze gekommen, sagte der Verteidiger von Giovanni P. am Dienstag vor dem Landgericht München II. P. und seine Mitarbeiter hätten „keinerlei Entscheidungskompetenz“ gehabt.
In dem Prozess sind der frühere Audi-Chef Rupert Stadler, der frühere Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz sowie zwei Motorenentwickler von Audi unter anderem wegen Betrugs angeklagt. Nachdem in der Vorwoche zum Prozessauftakt die Staatsanwaltschaft ihre Anklage vorgetragen hat, sollten am zweiten Verhandlungstag nun die vier Angeklagten auf die Vorwürfe erwidern.
Walter Lechner, der Verteidiger von P. sagte, nicht sein Mandant gehöre auf die Anklagebank, sondern Audi als Unternehmen. „Alle wussten Bescheid“, sagte Lechner über die Manipulationen bei den Abgaswerten. Anzunehmen, das Thema wäre nicht bis zum Vorstand vorgedrungen, wäre „lebensfremd“.
Lechner bezog auch die EU-Kommission und auch das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bei seinen Vorwürfen mit ein. Auch dort seien die Abgaswerte für die Diesel ein Thema gewesen. Sein Mandant solle nun nur als „Lückenbüßer für das Unternehmen Audi“ herhalten. Dabei verwies er auf die großen persönlichen Belastungen von P. durch den bis Ende 2022 geplanten Mammutprozess.