Die Bundesregierung stellt sich in den Handelsgesprächen mit Großbritannien bei der umstrittenen Frage der Fischfangrechte hinter Frankreich und andere stark betroffene EU-Länder. „Ich werde die Fischerei nicht für eine Einigung in anderen Sektoren opfern“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner dem „Spiegel“ vom Freitag. „Es kann nur ein gemeinsames Paket geben.“
Die Fischereirechte vor der britischen Küste sind eine der größten Hürden in den laufenden Verhandlungen über ein Handelsabkommen nach dem Brexit. Während die EU auf einen weiter möglichst ungehinderten Zugang zu britischen Fischgründen drängt, wollen die Briten sie weitgehend der einheimischen Fischfangflotte vorbehalten.
Mit einem Volumen von rund 650 Millionen Euro pro Jahr gehe es in der Fischereifrage insgesamt für die EU „nicht um viel Geld“, sagte ein EU-Diplomat am Freitag in Brüssel. In einigen Ländern wie Frankreich, Belgien oder Dänemark sei das Thema aber „eine hochpolitische Frage.“
Großbritannien argumentiere, dass die Rückgewinnung der Hoheit über die Fischereigewässer „eine Frage der nationalen Souveränität“ sei, sagte der EU-Diplomat. Tatsächlich benutze die britische Regierung das Thema als Verhandlungsmasse, „um Zugang zum europäischen Binnenmarkt zu bekommen“.
Insgesamt seien von der Fischfrage acht EU-Länder betroffen, sagte der EU-Diplomat. Dazu gehöre auch Deutschland. Dort habe der Umfang der Fischerei in britischen Gewässern aber „anders als in Frankreich eine deutlich andere Dimension“. Es gehe „nur um ein paar Fischereiboote“. Deshalb sei das in Deutschland „kein großes Thema“.