Der Bundestag hat am Mittwoch mit einer Trauerfeier Abschied von seinem verstorbenen Vizepräsidenten Thomas Oppermann (SPD) genommen. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) würdigte Oppermann als Demokraten, der seine Tätigkeit „aus Überzeugung, mit Selbstbewusstsein und mit für alle erkennbarer Freude“ verrichtet habe. Für ihn sei klar gewesen, „dass praktische politische Arbeit die Gesellschaft positiv verändern kann“. Oppermann war am Sonntag im Alter von 66 Jahren völlig unerwartet gestorben.
Oppermann sei „klar und loyal in seiner sozialdemokratischen Haltung“ gewesen, aber nie ideologisch, betonte Schäuble. Er sei streitbar in der Sache gewesen, aber auch „kompromissfähig, wenn es galt, pragmatische Lösungen zu finden“. Der verstorbene Bundestagsvizepräsident habe „immer wieder auf die gerade in Zeiten der Pandemie unverzichtbaren Parlamentsrechte“ hingewiesen und gefordert, „sie selbstbewusst wahrzunehmen“. Oppermann hatte sich kurz vor seinem Tod für eine „offene Generaldebatte“ über die Beschränkungen in der Corona-Pandemie ausgesprochen.
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich würdigte Oppermann als „Strategen, Gestalter, Energiebündel, feinen Kerl“. Er sei „Generalist“ gewesen, der fast zu allen politischen Themen sprechfähig gewesen sei. „Er wird uns fehlen.“
Oppermann habe „die Abteilung Attacke genauso beherrscht wie staatstragende Auftritte“. Er habe sich für Meinungsstreit eingesetzt, aber sich auch gegen die Verachtung der parlamentarischen Demokratie gewandt. Nach dem Einzug der AfD in den Bundestag habe er auf die Einhaltung der parlamentarischen Regeln gepocht.
Oppermann war am Sonntagabend im Krankenhaus gestorben, nachdem er kurz vor einem Auftritt in einer ZDF-Sendung zusammengebrochen war. Sein plötzlicher Tod sorgte quer durch die Parteien für Bestürzung. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte ihn als „einen großartigen Menschen und einen überzeugten Demokraten“.
Oppermann gehörte seit 2005 dem Bundestag an und war von 2013 bis 2017 Fraktionsvorsitzender der SPD. Seither war er Bundestagsvizepräsident. Seine politische Karriere begann im Jahr 1980. Zunächst war er in der niedersächsischen Landespolitik aktiv, unter anderem als Wissenschaftsminister.
Im August dieses Jahres kündigte er an, nach Ablauf der Legislaturperiode nicht wieder für den Bundestag zu kandidieren. Für ihn sei „jetzt der richtige Zeitpunkt, noch einmal etwas anderes zu machen und mir neue Projekte vorzunehmen“, sagte Oppermann damals.