Heils Vorstoß für Anspruch auf Homeoffice löst Widerstand bei CDU-Politikern aus

Die Pläne von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für einen Rechtsanspruch auf Homeoffice stoßen auf Ablehnung beim Koalitionspartner Union. „Einen echten Rechtsanspruch kann es nicht geben“, sagte der Arbeits- und Sozialexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Weiß (CDU), am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Er warnte davor, dass sonst die „Arbeitnehmerschaft in zwei Teile aufgeteilt“ werde – jene, die ihre Arbeit zuhause verrichten können, und jene, bei denen das nicht geht.

Es müsse immer „gleiches Recht für alle gelten“, mahnte Weiß. Der CDU-Abgeordnete rief die Arbeitgeber zugleich zu mehr Offenheit gegenüber Wünschen nach mobiler Arbeit auf: „Dass Arbeitnehmer Wünsche nach Homeoffice ernsthaft prüfen, das sollte selbstverständlich werden.“

Die Linke warnte mit Blick auf Heils Vorschlag vor neuen Belastungen für Arbeitnehmer. Es brauche hier „klare Regeln zum Schutz der Beschäftigten, damit Homeoffice nicht zur Überstundenfalle wird“, sagte die Linken-Arbeitsexpertin Jessica Tatti der Nachrichtenagentur AFP. Der Betrieb müsse „als sozialer Ort“ erhalten bleiben, forderte die Bundestagsabgeordnete. 

Wichtig sei, „dass Beschäftigte Homeoffice auch ablehnen dürfen und weiterhin einen festen Arbeitsplatz im Betrieb haben, an den sie jederzeit zurückkehren können“, sagte Tatti. Prinzipiell sei es aber zu begrüßen, wenn „Arbeitgeber Homeoffice-Wünsche von Beschäftigten zukünftig nicht mehr grundlos ablehnen können“. Es komme dabei aber auf die rechtliche Ausgestaltung an.

Auch der FDP-Arbeitsmarktexperte Johannes Vogel zeigte sich skeptisch. Ein „moderner Rechtsrahmen“ für Homeoffice und mobiles Arbeiten sei zwar „längst überfällig“, sagte Vogel zu AFP. Allerdings blieben bei Heils „Mini-Vorschlag“ viele Fragen offen, bemängelte der Liberale. „Wird auch Bürokratie abgebaut, die Unternehmen heute zwingt, die heimischen Schreibtische zu kontrollieren? Wird ein einseitiger Rechtsanspruch geschaffen oder ein faires Erörterungsrecht wie in den Niederlanden?“

Vogel forderte den Arbeitsminister zu einer grundsätzlichen Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes auf. Dieses Gesetz sei „völlig aus der Zeit gefallen“, sagte der FDP-Abgeordnete. „Wir bräuchten jetzt dringend mehr Freiheit, wo und wann man arbeitet.“

Bundesarbeitsminister Heil strebt einen Rechtsanspruch auf 24 Tage Homeoffice im Jahr für Arbeitnehmer an. Wie die „Bild am Sonntag“ berichtete, hat der SPD-Politiker sein angekündigtes Gesetz für ein Recht auf Homeoffice fertiggestellt und will das „Mobile Arbeit Gesetz“ nun in die Ressortabstimmung geben. Heil begründete seinen Vorstoß auch mit den Erfahrungen der Corona-Zeit.

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