Die Bundesregierung unterstützt Haus- und Wohnungsbesitzer beim Aufbau privater Ladesäulen: Sie erhalten künftig 900 Euro vom Staat für eine intelligente Ladestation für Elektroautos an ihren Privatstellplätzen, wie Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Dienstag sagte. Das Förderprogramm für Privathaushalte und Vermieter solle sicherstellen, „dass wir flächendeckend private Ladeinfrastruktur möglich machen können“. Scheuer verwies darauf, dass rund 80 Prozent der Ladevorgänge zu Hause stattfinden.
Für das Programm stünden zum Start insgesamt 200 Millionen Euro bereit, sagte Scheuer. Anträge können demnach ab dem 24. November bei der staatlichen Förderbank KfW gestellt werden. Doch „unterschreiten die Gesamtkosten des Vorhabens den Zuschussbetrag, wird keine Förderung gewährt“, teilte Scheuers Verkehrsministerium mit. Eine weitere Bedingung ist demnach, dass der benötigte Strom „zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommt“.
Mieter ohne Tiefgarage oder Privatparkplatz vor der Haustür können von der neuen Förderung nicht profitieren. Entsprechend mahnte der Minister einen stärkeren Ausbau öffentlicher Ladestationen an – insbesondere in Städten und an Verkehrsknotenpunkten wie Autobahnen.
„Innerhalb von 10 Minuten muss ich eine Schnellladesäule finden können“, sagte Scheuer. Insgesamt 50.000 einzelne E-Ladepunkte an Normal- und Schnellladestationen bis Ende 2021 seien das Ziel. Ende September verzeichnete die Bundesnetzagentur gut 30.000 öffentliche Ladepunkte.
„Jetzt müssen wir Infrastruktur nachschieben“, sagte Scheuer. Damit der anvisierte Ausbau gelingt, will der Minister ihn vorausschauender und flächendeckend planen: Übernehmen soll das seine am Dienstag vorgestellte „Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur“. Sie soll ab sofort unter anderem den Bedarf an Ladesäulen sowie deren Auslastung deutschlandweit automatisiert erfassen und analysieren. Auch sollen hier unter einem Dach sowohl potenzielle Flächen für neue Ladesäulen erschlossen sowie Lade- und Bezahlverfahren möglichst vereinheitlicht werden.
„Die Bundesregierung braucht einen Plan auf der Reise bis 2030, wie wir Ladeinfrastruktur ausbauen“, sagte der Leiter der neuen Leitstelle, Johannes Pallasch. „Und hier wird dieser Plan entwickelt.“ Sein Team soll nach Willen der Regierung mit Energieversorgern, Investoren und Grundstücksbesitzern ebenso sprechen wie mit Kommunalpolitikern und Verbrauchern – und im besten Fall zwischen allen Interessen vermitteln.
Die erhobenen Daten zum deutschen Ladenetz sollen Verbrauchern außerdem in einer Standortanwendung zur Verfügung gestellt werden. Das erleichtere die Reiseplanung, sagte Scheuer. Pallasch betonte vor diesem Hintergrund, große Lücken auf der Ladesäulenkarte „darf es so nicht mehr geben, vor allem auf der Mittel- und Langstrecke“. Die Datenauswertung der Leitstelle lege „schonungslos offen, wo noch Bedarf ist“.