Industrieaufträge im August erneut gestiegen

Symbolbild: Industrielle Fertigung
Symbolbild: Industrielle Fertigung

Deutschlands Industrie hat im August erneut ein Auftragsplus verzeichnet, ist vom Vorkrisenniveau aber nach wie vor entfernt. Der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe lag saisonbereinigt um 4,5 Prozent höher als im Vormonat Juli 2020, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag nach vorläufigen Berechnungen mitteilte. Damit setzte sich der Aufwärtstrend der vergangenen Monate fort. Außerdem stiegen im September die Produktionserwartungen der Industrie.

Angesichts des Auftragszuwachses erklärte das Bundeswirtschaftsministerium, nach der Lockerung des „harten Lockdowns im April“ sei seit Mai eine „stetige Erholung zu beobachten“. Demnach wird der Aufholprozess „vor allem von der Nachfrage aus dem Ausland“ getragen. Die Aufträge aus dem Ausland erhöhten sich den Statistikern zufolge im August im Vergleich zum Vormonat um 6,5 Prozent – insbesondere durch höhere Nachfrage in der Eurozone. Die Inlandsaufträge nahmen indes um 1,7 Prozent zu.

„Doch das Auslandsgeschäft bleibt von erheblichen Unsicherheiten geprägt“, warnte Ilja Nothnagel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Die Sorge vor Einschränkungen im grenzüberschreitenden Waren- und Personenverkehr nehme wieder zu; die wirtschaftliche Erholung stehe „weiterhin auf wackligen Füßen“.

Auch der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, äußerte sich am Dienstag nur wenig optimistisch: „Die Gefahr ist groß, dass die akute Krise und eine Selbstzufriedenheit mit den bisher beschlossenen Rettungspaketen den Blick auf die Realität verstellen.“ Der aktuelle Strukturwandel sei tiefgreifend und eine existenzielle Bedrohung für die Industrie, erklärte Kempf und forderte den Abbau von Investitionshemmnissen für Unternehmen. „Schlüssel ist – trotz Corona-bedingter höherer Staatsausgaben – eine Reform der Unternehmensteuer.“

Dass die Krise auch für die Industrie nicht ausgestanden ist, zeigen auch die Zahlen der Statistiker: Trotz des weiteren Auftragszuwachses konstatierten diese für den August einen Rückgang um 2,2 Prozent zum Vorjahresmonat. Gegenüber Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, war der Auftragseingang im August 2020 demnach um 3,6 Prozent niedriger.

Oberhalb dieses Niveaus lag im August indes die größte Branche des Verarbeitenden Gewerbes: die Automobilindustrie. Den Statistikern zufolge stieg der Auftragseingang hier um 0,9 Prozent zum Vormonat und lag 0,3 Prozent über dem Stand vom Februar. Für den Auftragseingang im Maschinenbau wurde demnach ein Zuwachs von 11,4 Prozent zum Vormonat verzeichnet – im Vergleich zu Februar 2020 liegen die Aufträge hier allerdings noch 5,8 niedriger.

Mit Blick auf die Produktion in den kommenden Monaten zeigen sich die Industriebetriebe optimistischer als noch zuletzt: Wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag mitteilte, kletterte der Index für die Produktionserwartungen von 15,6 Punkten im August auf 20,8 Zähler im September. Auch in der Ifo-Konjunkturumfrage zeigten sich die Autobauer besonders optimistisch: Der Indikator stieg in der Branche von 48 auf 53 Punkte.

„Bei den Herstellern von Bekleidung hat sich die Situation zwar verbessert, sie erwarten aber weiterhin keine Ausweitung ihrer Produktion“, teilten die Forscher mit – der Wert lag hier bei minus zwei Punkten. Bei den Getränkeherstellern fiel der Indikator demnach sogar: auf minus zehn Punkte.

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