Vor dem EU-Gipfel diese Woche hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in den Verhandlungen mit Großbritannien über ein Handelsabkommen von allen Seiten Kompromissbereitschaft verlangt. „Wir wollen ein Abkommen“, sagte Merkel im Europäischen Ausschuss der Regionen in Brüssel per Video-Schalte am Dienstag. „Aber wir müssen auch den Realitäten ins Auge sehen.“ Denn ein Abkommen müsse natürlich auch im beiderseitigen Interesse liegen“ und damit auch im britischen.
Die EU werde insbesondere Irland „nicht alleine lassen, sondern weiter zusammenhalten in diesen Austrittsverhandlungen“, sagte Merkel. Ein Abkommen sei „im Interesse aller“. Die EU müsse sich aber „leider auch auf den Fall vorbereiten, dass kein Abkommen zustandekommt“.
Großbritannien war zum 1. Februar aus der EU ausgetreten. Bis Ende des Jahres bleibt es aber noch im EU-Binnenmarkt und der Zollunion. Diese Zeit wollten beide Seiten eigentlich nutzen, um ein Handelsabkommen auszuhandeln. Doch die Gespräche kommen seit Monaten kaum voran. Hauptstreitpunkte sind faire Wettbewerbsbedingungen, die Kontrolle eines künftigen Abkommens und die insbesondere Ländern wie Frankreich wichtigen Fischereirechte in britischen Gewässern.
Es bleiben nun nur noch wenige Wochen, um eine Vereinbarung zu schließen, damit diese bis Jahresende auch in Kraft treten kann. Die EU-Staats- und Regierungschefs beraten bei ihrem Gipfel am Donnerstag und Freitag darüber, wie lange eine Fortsetzung der Verhandlungen noch sinnvoll ist.