Angesichts erneut drohender massiver Einschränkungen für Hotels und Gaststätten hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) vor einem Kahlschlag in der Branche gewarnt. „Hotels, Gaststätten und auch Bars sind die mit am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Unternehmen und dürfen nicht geopfert werden“, sagte der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Mittwochsausgaben).
Bis zum Juli sei die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Sechstel gesunken, in Bars und Kneipen sogar um mehr als ein Drittel. Kurzarbeiter würden dabei weiter als Beschäftigte gezählt.
„Mit jeder weiteren Einschränkung wird dieser Kahlschlag weiter gehen“, sage der Gewerkschaftsvorsitzende. Die Arbeitsplätze drohten „unwiederbringlich verloren“ zu gehen.
Das Gastgewerbe sei nach bisherigen Erkenntnissen, wenn die Hygienestandards eingehalten würden, kein Infektionsherd wie etwa private Feiern, sagte Zeitler. Unter großen Anstrengungen und verantwortungsbewusst habe die Branche Hygienekonzepte entwickelt. „Diese gebeutelte Branche weiter zu maßregeln, trifft die Falschen“, kritisierte der Gewerkschaftschef.
Unterdessen forderte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach angesichts der drastisch gestiegenen Corona-Infektionszahlen Kontrollen in privaten Räumen. „Wir befinden uns in einer nationalen Notlage, die schlimmer als im Frühjahr werden kann“, sagte Lauterbach der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe). Die Unverletzbarkeit der Wohnung dürfe kein Argument mehr für ausbleibende Kontrollen sein. „Wenn private Feiern in Wohnungen und Häusern die öffentliche Gesundheit und damit die Sicherheit gefährden, müssen die Behörden einschreiten können“, forderte er.
Nach Informationen der Funke Medientruppe will die Bundesregierung mit drastischen Maßnahmen bis Ende November versuchen, die Corona-Pandemie in Deutschland einzudämmen. Laut einem Entwurf für die Beschlussvorlage der Telefonkonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten an diesem Mittwoch solle die Bevölkerung angehalten werden, vom 4. November bis Ende November die Kontakte zu anderen Menschen „auf ein absolutes Minimum zu beschränken“. Ausgenommen seien Angehörige des eigenen Hausstandes.
Gastronomiebetriebe sowie Bars, Clubs, Diskotheken, Kneipen und ähnliche Einrichtungen würden demnach geschlossen. Davon ausgenommen sei – wie bereits während der ersten Corona-Welle im Frühjahr – die Lieferung und Abholung von Speisen für den Verzehr zu Hause.
Schulen und Kindergärten sollen demnach von den Einschränkungen verschont bleiben. Alle Bürger sollen hingegen aufgefordert werden, generell auf private Reisen und Besuche – auch von Verwandten – zu verzichten. Dies soll im Inland und für überregionale tagestouristische Ausflüge gelten. „Übernachtungsangebote im Inland werden nur noch für notwendige und ausdrücklich nicht touristische Zwecke zur Verfügung gestellt“, heißt es laut den Funke-Zeitungen in dem Entwurf der Bundesregierung.
Ob die Beschlussvorlage aus dem Kanzleramt eins zu eins bei dem Krisengipfel übernommen wird, ist noch offen. Einzelne Länder haben bereits angekündigt, dass sie etwa im Bereich der Gastronomie Komplettschließungen für falsch hielten.