Prozess um Tötung von Max-Planck-Forscherin auf Kreta begonnen

Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit
Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit

Auf der griechischen Insel Kreta hat am Dienstag der Prozess gegen einen 28-jährigen Bauern begonnen, der eine US-Forscherin des Dresdner Max-Planck-Instituts vergewaltigt und getötet haben soll. Der Angeklagte muss sich wegen Totschlags, Vergewaltigung und illegalen Waffenbesitzes vor  Gericht in Rethymno verantworten. Im Verhör hatte er nach Angaben eines Polizisten ausgesagt, er sei bei der Tat „von Dämonen besessen“ gewesen.  

Die Leiche der US-Forscherin Suzanne Eaton war rund eine Woche nach der Tat im Juli 2019 von Höhlenforschern in der Nähe der Stadt Chania gefunden worden. Ihr Tod löste große Bestürzung aus. 

Den Angaben der Ermittler zufolge hatte der Bauer die 59-Jährige auf einer Landstraße mit seinem Auto zweimal angefahren, in den Kofferraum gestoßen und sie zu einem entlegenen Höhlensystem gebracht, den die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg als Bunker nutzten. Dort soll er sie vergewaltigt und durch eine Lüftungsöffnung in den Bunker geworfen haben. Eaton starb nach Angaben eines Gerichtsmediziners durch Ersticken. 

Vor Gericht berichtete ein Polizist, der Täter habe zunächst alles agestritten, nach sechsstündigem Verhör aber gestanden. Er habe ausgesagt, auf Befehl von Dämonen gehandelt zu haben, die von ihm Besitz ergriffen hätten. 

Die aus den USA stammende Biologin hatte unter anderem eine Forschungsgruppe am Dresdner Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik geleitet. Sie war zu einer Konferenz nach Chania gereist und am Tag ihrer Ermordung ohne ihr Mobiltelefon zu einer Wanderung aufgebrochen.

Eine Anwältin der Nebenklage beschrieb Eaton als Biologin von „Weltrang“, die im Kampf gegen die derzeitige Corona-Pandemie einen wichtigen Beitrag hätte leisten können. Sie hoffe für die Angehörigen der Toten auf eine gerechte Strafe für den mutmaßlichen Täter, sagte Vasso Pantazi vor der Anhörung.  

Eaton war mit dem britischen Wissenschaftler Anthony Hyman verheiratet und hatte zwei Söhne. Hyman, der als Nebenkläger auftritt, sagte dem MDR am Montag, er werde nicht am Prozess teilnehmen. „Wir leben in einem Rechtsstaat, und es muss einen Prozess geben. Aber das hilft nicht für mich persönlich“, sagte der Wissenschaftler. Seine Frau fehle ihm jeden Tag, es sei „sehr schwierig, ohne sie zu leben“.

Dagegen nahm Eatons Schwester Julie Eaton Broaddus am Prozessbeginn teil. Auch ihr sei dieser Schritt „wirklich, wirklich schwer“ gefallen, sagte sie vor Journalisten. Doch sei es ihr ein Anliegen gewesen, allen zu sagen, „was für eine außergewöhnliche und begabte Frau“ ihre Schwester gewesen sei. Später verließ Broaddus das Gericht, weil sie es nach eigenen Worten nicht ertrug, mit dem Angeklagten im selben Raum zu sein.

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