In Chile hat am Sonntag ein historisches Referendum über eine mögliche Verfassungsänderung begonnen. Mehr als 14 Millionen wahlberechtigte Chilenen können entscheiden, ob die bisherige Verfassung, die noch aus der Zeit der Diktatur unter Augusto Pinochet (1973-90) stammt, geändert werden soll oder nicht. Außerdem wird am Sonntag festgelegt, welches Gremium gegebenenfalls einen neuen Entwurf erarbeiten soll. Über die Annahme des Entwurfs soll dann in einem weiteren Referendum entschieden werden.
Zahlreiche Bürgerbewegungen und politische Parteien der Linken und der Mitte sehen die aktuelle chilenische Verfassung als ein Hindernis für tiefgreifende soziale Reformen.
Der konservative Präsident Chiles, Sebastián Piñera, hatte einem Referendum zugestimmt, nachdem es vor einem Jahr zu Massenprotesten im Land gekommen war. Ausgelöst wurden die Proteste im Oktober 2019, als die chilenische Regierung eine Erhöhung der Fahrscheinpreise im öffentlichen Nahverkehr um 30 Pesos (umgerechnet 3 Cent) verkündete. Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten wurden mehr als 30 Menschen getötet.
Ursprünglich war das Referendum für April angesetzt, wegen der Corona-Krise wurde die Abstimmung jedoch auf Oktober verschoben.