Corona-Pandemie“, „Lockdown“ und „Verschwörungserzählung“: Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat am Montag die Wörter des Jahres gekürt. „Corona-Pandemie“ stehe sprachlich nicht nur für die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, sondern auch für eine Vielzahl neuer Wortbildungen, begründete die Jury in Wiesbaden ihre Entscheidung für den ersten Platz. Acht der zehn ausgewählten Begriffe stehen mit dem Coronavirus in Verbindung, dem beherrschenden Thema des Jahres.
Auf Platz zwei der diesjährigen Rangliste landete der Begriff „Lockdown“, der auf die politisch beschlossenen Maßnahmen zur Beschränkung sozialer Kontakte verweise. Die sozialen und psychischen Folgen, die sich nicht wirtschaftlich beheben ließen, seien noch nicht abzusehen. Das Wort „Verschwörungserzählung“ folgte auf dem dritten Platz. Damit reagierte die Jury nicht nur auf die Propaganda von Corona-Leugnern, sondern gleichzeitig auch auf rechtspopulistische Überfremdungsfantasien.
Das neuartige Virus SARS-CoV-2 wurde Ende 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan entdeckt. Die Abkürzung steht für „Severe Acute Respiratory Syndrome Corona-Virus 2“ (auf Deutsch: „Schweres akutes Atemnotsyndrom-Coronavirus 2“). Der Erreger kann die lebensgefährliche Atemwegserkrankung Covid-19 auslösen. Wirtschaft, Kultur und das private Leben seien durch das Virus tiefgreifend beeinträchtigt, erklärte die GfdS.
Den vierten Platz im Ranking der Wörter des Jahres erreichte die internationale Bewegung „Black Lives Matter“, die durch den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einer Festnahme in zahlreichen Städten gegen rassistische Polizeigewalt demonstrierte. Die folgenden Plätze stehen hingegen wieder im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Das Kurzwort „AHA“ (Platz fünf) steht für Abstand, Hygiene und Alltagsmaske. Mit der Regel soll die Ausbreitung des Coronavirus eingedämmt werden.
Der Begriff „systemrelevant“ auf Platz sechs bezeichnet Berufsgruppen, die auch im Lockdown nicht von zu Hause arbeiten können, weil sie für das Gemeinwesen unverzichtbar sind. Über „Triage“ (Platz sieben) wurde vor allem im Zuge voller werdender Intensivstationen diskutiert. Das französische Wort „trier“ bedeutet auf Deutsch übersetzt „sortieren“ und bezeichnet die Entscheidung, wer bei unerwartet hohen Fallzahlen als erstes versorgt werden soll. Eine verbreitete Befürchtung ist, dass Menschen mit geringen Heilungschancen nicht behandelt werden.
Auf Platz acht landeten die „Geisterspiele“, bei denen vor allem Fußballspiele zur Vermeidung von Masseninfektionen ohne Publikum stattfinden mussten und müssen. Platz neun vergab die Jury an den Begriff „Gendersternchen“. Das Wort symbolisiere die zunehmende Diskussion um einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch. Mit Schreibweisen wie bei „Leser*in“ solle die gesamte Genderdiversität repräsentiert werden. Schlusslicht der zehn Wörter des Jahres ist die Grußformel „Bleiben Sie gesund!“.
2019 wählte die GfdS den Begriff „Respektrente“ zum Wort des Jahres – die Grundrente für jene, die 35 Jahre lang berufstätig waren und eine Rente unterhalb des Existenzminimums beziehen. Auf den Plätzen zwei und drei landeten im vergangenen Jahr „Rollerchaos“ und „Fridays for Future“.
Die GfdS kürt bereits seit 1977 Wörter und Wendungen des Jahres. Nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks ist nach ihren Angaben für die Auswahl entscheidend, sondern seine Signifikanz und Popularität. Die ausgewählten Wörter sind demnach mit keiner Wertung oder Empfehlung verbunden.