Erneute Proteste gegen belarussischen Machthaber Lukaschenko

Bild: glomex

In Minsk sind am Sonntag erneut zahlreiche Menschen zu Protesten gegen den umstrittenen belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko auf die Straßen gegangen. Die Demonstranten brachten ihre Wut über den Tod eines Mitstreiters zum Ausdruck, der nach seiner Festnahme am Mittwoch unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen war. Die Polizei setzte Medienberichten zufolge Blendgranaten, Tränengas und Wasserwerfer gegen die Protestierenden ein. 

Nach Angaben der belarussischen Menschenrechtsgruppe Wjasna wurden mindestens 328 Menschen festgenommen, darunter auch Journalisten. Auf Videoaufnahmen, die von lokalen Medien verbreitet wurden, waren schwarz vermummte Männer zu sehen, die eine Gruppe von Menschen durch die Straßen jagten. Um die Versammlung der Demonstranten zu erschweren, hatten die Behörden rund 15 U-Bahn-Stationen geschlossen und das Mobilfunknetz gekappt. 

Erst am Freitag hatten tausende Menschen in Minsk protestiert, nachdem der Tod des Regierungskritikers Roman Bondarenko bekannt geworden war. Sie bildeten Menschenketten und legten Blumen nieder zum Gedenken an den 31-Jährigen. Bondarenko verstarb nach offiziellen Angaben im Krankenhaus an schweren Hirnschäden. Anhänger der Protestbewegung warfen den Sicherheitskräften vor, ihn während seiner Festnahme misshandelt zu haben.

Die Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja hatte am Freitag zu einer stillen Gedenkfeier für den Mann aufgerufen. Der Demonstrant sei getötet worden, „weil er in einem freien Land leben wollte“, sagte die im litauischen Exil lebende Tichanowskaja.

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko sprach sein Beileid aus und erklärte, er habe eine „ehrliche und objektive“ Untersuchung zum Tod des Demonstranten angeordnet. 

Seit der von massiven Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentschaftswahl am 9. August gibt es in Belarus Massenproteste gegen den autoritär regierenden Staatschef Lukaschenko. Die Sicherheitskräfte gehen brutal gegen die Demonstranten vor; es gab bereits mehrere Todesfälle. Tausende Menschen wurden seit Beginn der Proteste inhaftiert. Viele von ihnen berichteten nach ihrer Freilassung von Folter und Misshandlung.

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