Hauptprozess im Missbrauchskomplex Münster startet am Donnerstag

Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit
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Im Missbrauchskomplex Münster startet am Donnerstag das als Hauptprozess geltende Verfahren gegen vier Männer und eine Frau. Vor dem Landgericht Münster muss sich unter anderem der 27-jährige mutmaßliche Haupttäter wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verantworten. Gemeinsam mit anderen Männern soll er teilweise über Tage hinweg Kinder in einer Gartenlaube schwer sexuell missbraucht haben.

Die Staatsanwaltschaft Münster beschuldigt den Mann aus Münster, sich bei 26 verschiedenen Gelegenheiten an einem zehnjährigen Jungen vergangen zu haben. Den Missbrauch, der zwischen Ende 2018 und März 2019 stattfand, habe der Mann teilweise gefilmt oder fotografiert und die Aufnahmen im Darknet verbreitet. Im Mai 2019 soll er zudem den damals neunjährigen Jungen mit einem 41-Jährigen aus Köln gemeinschaftlich sexuell missbraucht haben.

Bei den weiteren Angeklagten handelt es sich um einen 30-Jährigen aus Staufenberg bei Gießen, einen 35 Jahre alten Mann aus Hannover sowie um einen 42-Jährigen aus dem brandenburgischen Schorfheide. Der mutmaßliche Haupttäter lernte sie wohl über das Internet kennen.

Alle vier Männer sollen zwischen 2018 und Mai dieses Jahres Missbrauchstaten begangen haben und ihre Taten teilweise gefilmt haben. Neben schwerem sexuellem Missbrauch von Kindern werden ihnen Vergewaltigung sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Die Jungen sollen sie mit KO-Tropfen gefügig gemacht haben.

Bei den Opfern handelt es sich laut Staatsanwaltschaft um den zehnjährigen Sohn der Lebensgefährtin des mutmaßlichen Haupttäters sowie um den fünf Jahre alten Sohn des Beschuldigten aus Staufenberg. Der Zehnjährige gilt als Hauptopfer.

Die 45 Jahre alte Mutter des mutmaßlichen Haupttäters soll von den Taten gewusst haben. Ihrem Sohn soll sie demnach den Schlüssel für ihre Gartenlaube überlassen und „dabei den sexuellen Missbrauch der Kinder durch die Beschuldigten in Kauf genommen“ haben. Wegen Beihilfe muss sie sich ebenfalls ab Donnerstag vor Gericht verantworten.

Im Rahmen der Ermittlungen wurden zahlreiche Objekte durchsucht und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Unter anderem entdeckten die Ermittler einen „komplett eingerichteten und klimatisierten Serverraum“. In der Wohnung des mutmaßlichen Haupttäters seien ebenfalls verschlüsselte Datenträger beschlagnahmt worden. Eine weitere Festplatte mit kinderpornografischem Material sei in einer Zwischendecke in der Gartenlaube versteckt gewesen. In der Laube sei außerdem eine Videokamera installiert gewesen.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft werden die Ermittlungen in dem Gesamtkomplex auch wegen der Fülle an noch auszuwertenden Daten noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. Demnach wurden bislang 2520 Datenträger mit einer Bruttospeichermenge von rund 1200 Terabyte gesichert.

Die mutmaßlichen Täter befinden sich in Untersuchungshaft und äußerten sich bisher nicht zu den Vorwürfen. Der mutmaßliche Haupttäter aus Münster ist laut Staatsanwaltschaft bereits vorbestraft. Unter anderem sei er in der Vergangenheit wegen des Besitzes und der Verbreitung kinderpornografischer Schriften zu Bewährungshaftstrafen verurteilt worden. Damals habe ihn das Jugendschöffengericht Münster angewiesen, eine Therapie „für die offensichtlich bestehenden pädophilen Neigungen“ fortzusetzen. Dieser Auflage sei der Angeklagte nachgekommen.

Ein erster Prozess gegen einen Tatverdächtigen im Missbrauchskomplex Münster begann bereits in der vergangenen Woche. Ein 53-Jähriger aus Schleswig-Holstein soll im August im Münster einen Jungen sexuell missbraucht haben und muss sich deswegen noch bis Ende Dezember vor Gericht verantworten. Die Öffentlichkeit wurde von dem Verfahren ausgeschlossen.

Erst am Dienstag wurde bekannt, dass im Zusammenhang mit dem Missbrauchskomplex Münster inzwischen 19 weitere Verdächtige ermittelt wurden. Bei der Auswertung digitaler Beweismittel machte die bei der Staatsanwaltschaft Köln angesiedelte Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime sie in unterschiedlichen Bundesländern aus.

Der Komplex Münster ist eine von drei großen Missbrauchsserien, denen die Ermittler zuletzt in Nordrhein-Westfalen auf die Spur kamen: Zuvor lösten bereits der jahrelang unentdeckt gebliebene Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde und der Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach bundesweit Entsetzen aus. Das Verfahren ist zunächst bis Ende Februar 2021 angesetzt.

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