Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, erwartet von dem künftigen US-Präsidenten Joe Biden Auftrieb für die Weltwirtschaft. „Von Biden ist weniger Unilateralismus zu erwarten und mehr Bereitschaft, gemeinsam mit anderen Ländern Koalitionen einzugehen“, erklärte Felbermayr am Montag. „Das schafft Berechenbarkeit, verringert also Unsicherheit, und fördert damit weltwirtschaftlichen Wohlstand.“
Unter Biden sei zwar nicht zu erwarten, dass Spannungen in der Handelspolitik schnell enden oder es zu einem umfassenden Freihandelsabkommen mit der EU kommt, erklärte Felbermayr weiter. Allerdings dürfte sich der demokratische Politiker eher als der derzeitige US-Präsident Donald Trump an die Regeln der Welthandelsorganisation WTO halten. Zudem bestehe nun eine „echte Chance“, den jahrelangen Subventionsstreit um die Flugzeugbauer Boeing und Airbus beizulegen.
Auch mit Blick auf die für die deutsche Wirtschaft wichtigen Exporte in die USA zeigte sich Felbermayr zuversichtlich. Gelinge es der künftigen Regierung in Washington, wirtschaftliche Ungleichheit im Land einzudämmen, könne das auch die Polarisierung und damit die Konflikte innerhalb der US-Gesellschaft verringern. „Das dürfte langfristig die Wachstumsdynamik stärken, und damit zu mehr Konsum und mehr Nachfrage nach europäischen Premiumprodukten führen.“
Die deutsche Industrie setzt auf einen „Neustart“ in den transatlantischen Beziehungen. „Es muss jetzt nach der Trump-Ära darum gehen, unsere Beziehungen wiederzubeleben und das beschädigte Vertrauen neu aufzubauen“, erklärte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf. Ein Industriegüterabkommen und stärkere Zusammenarbeit in Regulierungsfragen würden beiden Seiten dringend benötigte Wachstumsimpulse geben. Auch der BDI hofft auf eine „schnelle Verhandlungslösung“ im Streit um die Airbus- und Boeing-Subventionen.