Der irische Regierungschef Micheal Martin hat seinen britischen Kollegen Boris Johnson zum „Einlenken“ bei den Brexit-Verhandlungen aufgerufen. Die britische Regierung müsse sich mit der Europäischen Union einigen, sagte Martin am Donnerstag der Rundfunkanstalt BBC. Wenn ihr das nicht gelinge, werde dies für die britische Wirtschaft und den britischen Handel „ruinöse“ Auswirkungen haben. Auch für Irland würde dies eine „spürbare Verschlechterung“ zur Folge haben.
Großbritannien hatte die EU im Januar verlassen. Bis Ende dieses Jahres läuft aber noch eine Übergangsperiode, in der die alten Bestimmungen gelten. Bei den Brexit-Verhandlungen zwischen der Regierung in London und der EU gibt es unter anderem noch Streit um die Fischereirechte und die Regelungen für den Fall, dass später Meinungsverschiedenheiten auftreten sollten. Martin äußerte sich zuversichtlich, dass Johnson „vom Instinkt her“ für eine Einigung mit der EU sei.
Der Fortgang der Brexit-Verhandlungen wird möglicherweise auch vom Ausgang der US-Präsidentschaftswahl beeinflusst. Der Wahlsieger Joe Biden hat irische Vorfahren und gilt als Skeptiker des britischen EU-Austritts. Anders als der amtierende Präsident Donald Trump sieht der Demokrat einen drohenden No-Deal-Brexit äußerst kritisch.
Mit Blick auf die laufenden Verhandlungen zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich über ein neues Freihandelsabkommen erklärte Biden im September, das Karfreitagsabkommen von 1998, „das Frieden nach Nordirland gebracht hat“, dürfe nicht zu einem Opfer des Brexit werden.