Wegen Elfenbeinschmuggels im großen Stil hat das Landgericht im brandenburgischen Cottbus einen 50-Jährigen aus Hessen zu einer auf Bewährung ausgesetzten Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt. Die dritte große Strafkammer befand den Mann am Donnerstag für schuldig, mit dem internationalen Elfenbeinhandel gegen Regelungen des Bundesnaturschutzgesetzes verstoßen zu haben, wie ein Sprecher des Landgerichts sagte. Wegen der langen Verfahrenszeit seit Anfang 2017 gelten drei Monate der Strafe als bereits verbüßt.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine auf Bewährung ausgesetzte Gefängnisstrafe von einem Jahr und neun Monaten, die Verteidigung eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten beantragt. Das Bundesnaturschutzgesetz ermöglicht eine Geldstrafe oder eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren. Zugunsten des in Hessen lebenden vietnamesischen Staatsbürgers wertete das Gericht in seinem Urteil das Geständnis des Angeklagten, das weitere umfangreiche Untersuchungen überflüssig machte. Zudem stimmte der Verurteilte der Einziehung des Elfenbeins und der in seiner Werkstatt ebenfalls beschlagnahmten Bearbeitungsmaschinen zu.
Der Elfenbeinschmuggel war bereits 2016 aufgeflogen. Der Verurteilte sowie eine ebenfalls aus Vietnam stammende Beauftragte von ihm hatten 625 Kilogramm bearbeitetes Elfenbein falsch als Kaminuhren deklariert, um es am damaligen Flughafen Berlin-Schönefeld per Luftfracht nach Vietnam auszuführen. Das Hauptzollamt Potsdam durchleuchtete elf Kartons und stieß dabei statt auf die deklarierten Uhren auf Elefantenstoßzähne.
Bei einer anschließenden Razzia in einem Industriegebäude rund 30 Kilometer südlich von Koblenz wurden weitere 570 Kilogramm Elfenbein beschlagnahmt. Bei den insgesamt 1,2 Tonnen soll es sich um die größte Menge Elfenbein handeln, die in Deutschland jemals beschlagnahmt wurde. Der Marktwert wurde 2016 vom Zoll auf mehr als eine Million Euro beziffert, der größte Stoßzahn war mehr als zwei Meter lang.
In der Beweisaufnahme stellte das Gericht fest, dass Vietnam eines der weltweit wenigen Länder sei, in denen es noch einen Markt für Elfenbein gibt. Gutachter konnten bei 13 von insgesamt 30 untersuchten Stoßzähnen zweifelsfrei nachweisen, dass sie von besonders streng geschützten Elefantenpopulationen stammten. Der Elfenbeinhandel ist in Deutschland generell verboten und mit wenigen Ausnahmen unter Strafe gestellt.
Nach Angaben der Naturschutzorganisation WWF lässt sich Elfenbein wegen der Verbote in Europa selbst zwar nur noch schwer absetzen. Allerdings habe sich Europa zu einer Transitdrehscheibe zwischen Afrika und Asien für gewildertes Elfenbein entwickelt. Der WWF fordert deshalb ein konsequenteres Vorgehen gegen illegalen Elfenbeinhandel. Dieser mache auch vor Deutschland nicht halt, sagte ein Sprecher. Jährlich würden in Afrika etwa 20.000 Elefanten von Wilderern wegen ihrer Stoßzähne getötet.