Mitglieder des Wirecard-Untersuchungsausschusses bestehen auf persönliche Befragung

Symbolbild: Reichstag/Bundestag
Symbolbild: Reichstag/Bundestag

Mitglieder des Wirecard-Untersuchungsausschusses des Bundestags bestehen auf einer persönlichen Befragung früherer Topmanager des insolventen Finanzdienstleisters. „Es kann nicht sein, dass wir bei unseren wichtigsten Wirecard-Zeugen auf den persönlichen Eindruck verzichten“, sagte Matthias Hauer (CDU), der „Süddeutschen Zeitung“, NDR und WDR.

Auch die Obleute von FDP, Linkspartei und Bündnis 90/Die Grünen bestehen laut Bericht der drei Medien darauf, „dass eine Vernehmung bei Anwesenheit der Zeugen im Sitzungssaal erforderlich ist“. „Eine persönliche Vernehmung ist deutlich effizienter als eine Schalte“, sagte Jens Zimmermann von der SPD.

Der Ausschuss will am kommenden Donnerstag laut Bericht einen Wirecard-Kronzeugen sowie zwei frühere Top-Manager befragen – einer von ihnen ist Ex-Wirecard-Chef Markus Braun. Die Staatsanwaltschaft München I empfiehlt laut „SZ“, NDR und WDR aber eine Befragung per Videoschaltung. In einer E-Mail an die Mitglieder des Untersuchungsausschusses erklärten die Ermittler demnach, eine Befragung in Berlin erhöhe die Gefahr eines Angriffs durch Dritte. Die Pleite des Konzerns habe viele enttäuschte Anleger auf den Plan gerufen, die ein Risiko für die Beschuldigen darstellen könnten. 

Als weitere Gefahrenquelle nennen die Ermittler das mögliche Umfeld des geflohenen Ex-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek, der über „sehr gute Geheimdienstkontakte in mehrere Länder, insbesondere nach Russland verfügen soll“. Die Strafverfolger führen zudem die Sorge ins Feld, die drei Männer könnten sich im Umfeld des Untersuchungsausschusses absprechen oder aufeinander Einfluss nehmen. Nicht ohne Grund seien der Kronzeuge und die beiden Ex-Vorstände in drei unterschiedlichen Gefängnissen untergebracht.

Auch die Corona-Pandemie spreche dafür, die in den bayerischen Gefängnissen gegebene Möglichkeit der Videoschaltung zu nutzen, zitierten die Medien die Ermittler. Sonst müssten drei Beschuldigte, von Polizeibeamten eskortiert, von Bayern nach Berlin gebracht werden, inklusive zweier Übernachtungen der Beschuldigten in Berliner Gefängnissen. Dies sei „sehr problematisch“, befinden die Münchner Staatsanwälte.

Brauns Anwalt Alfred Dierlamm sagte dem „Handelsblatt“ bereits, „angesichts der bestehenden Gesundheitsrisiken im Hinblick auf Covid-19“ hätten die Anwälte eine Videovernehmung beantragt.  Sein Mandant werde am Donnerstag aussagen.

Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen aus Aschheim bei München soll jahrelang seine Bilanzen gefälscht haben. Insgesamt 1,9 Milliarden Euro, die auf Treuhandkonten in Asien liegen sollten, sind nicht auffindbar. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs.

Der parlamentarische Untersuchungsausschuss soll mögliche Versäumnisse im Umgang der Bundesregierung und ihrer Behörden wie der Bafin mit dem Fall Wirecard aufklären. Das Gremium wurde von den Oppositionsfraktionen der Linken, Grünen und FDP beantragt. Er will auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) anhören.

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