Nun auch in England Corona-Lockdown in Kraft getreten

Boris Johnson - Bild: Andrew Parsons / No 10 Downing Street
Boris Johnson - Bild: Andrew Parsons / No 10 Downing Street

Nach längerem Zögern der Regierung zählt nun auch England zu den vielen Ländern und Regionen, die zur Eindämmung der Corona-Pandemie ihr öffentliches Leben herunterfahren. Der Lockdown in England trat in der Nacht zum Donnerstag in Kraft: Bis mindestens Anfang Dezember bleiben nicht dringend notwendige Geschäfte geschlossen, die Menschen sollen ihr Zuhause nur noch für das Nötigste verlassen. Auch Zypern und Paris verschärften im Kampf gegen die zweite Welle ihre Restriktionen.

Der britische Premierminister Boris Johnson hatte den erneuten Lockdown in England am Samstag angekündigt. Am Mittwoch stimmte das Unterhaus in London mit großer Mehrheit zu – allerdings wandten sich 32 Abgeordnete von Johnsons Tories aus Sorge um die Wirtschaft des Landes gegen die Entscheidung.

Während Schulen und Universitäten in England geöffnet bleiben, dürfen Cafés, Pubs und Restaurants Speisen und Getränke nur noch zum Mitnehmen anbieten. Nicht dringend notwendige Geschäfte müssen schließen. 

Der britische Handelsverband BRC nannte dies auch angesichts des beginnenden Weihnachtsgeschäfts einen „Alptraum“. Finanzminister Rishi Sunak kündigte die Verlängerung von Kurzarbeitergeld-Zahlungen an Millionen britische Arbeitnehmer bis Ende März an. Die Bank of England will zur Stützung der Wirtschaft 150 Milliarden Pfund (166 Milliarden Euro) in die Märkte pumpen. 

Die 56 Millionen Menschen in England sind aufgerufen, von zu Hause aus zu arbeiten und das Haus nur für konkrete Anliegen wie Arztbesuche, Einkäufe und Sport zu verlassen. Reisen im In- und Ausland sind bis auf wenige Ausnahmen verboten.

Um die Akzeptanz für die Zwangsmaßnahme zu erhöhen, hatte Johnson versprochen, dass sie am 2. Dezember enden werde. Dafür müsse aber jeder sein Möglichstes zur Eindämmung der Pandemie tun. 

Justizminister Robert Buckland bezeichnete eine Verlängerung des Lockdown jedoch als möglich. „Wir können in dieser Krise nichts ausschließen“, sagte er dem Sender Sky News. Jede Verlängerung bedürfe aber der Zustimmung des Parlaments. Labour-Chef Keir Starmer, der seit Wochen einen erneuten Lockdown gefordert hatte, kritisierte die „Langsamkeit“ der Tory-Regierung.

Großbritannien zählt zu den am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Ländern Europas. Mehr als eine Million Ansteckungen wurden hier nachgewiesen, fast 48.000 Infizierte starben.

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo kündigte knapp eine Woche nach Inkrafttreten des neuen Corona-Lockdowns in Frankreich weitere Restriktionen für die Hauptstadt an. Zur Vermeidung großer „Menschenansammlungen“ dürften eine Reihe von Kiosken oder Restaurants ab 22.00 Uhr keinen Alkohol oder keine Gerichte zum Mitnehmen mehr verkaufen, erklärte Hidalgo. Details sollten später mitgeteilt werden.

Einer abendlichen Ausgangssperre komme die Regelung nicht gleich, da sie nicht überall gelte, betonte die Bürgermeisterin. Ein französischer Regierungssprecher hatte am Dienstag eine abendliche Ausgangssperre für Paris angekündigt, es folgte jedoch ein umgehendes Dementi aus dem Büro von Premierminister Jean Castex.

Hidalgo nannte die Corona-Lage in Paris „sehr beunruhigend“. Dort liegen nach ihren Worten bereits rund tausend Corona-Patienten auf Intensivstationen. Laut der nationalen Gesundheitsbehörde entspricht dies einer Belegung von gut 86 Prozent. Ab Mitte November könnten die Kliniken an ihre Belastungsgrenze stoßen.

Nach Ländern wie Griechenland, Italien, Österreich und Ungarn verhängte am Mittwoch auch das kleine EU-Land Zypern eine nächtliche Ausgangssperre. Ab Donnerstag dürfen die Bewohner des Mittelmeerlandes zwischen 23.00 und 05.00 Uhr nicht aus dem Haus. Außerdem müssen alle Restaurants, Bars und Cafés um 22.30 Uhr schließen. Die Maßnahmen gelten zunächst bis Ende des Monats.

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