Der Präsident des Deutschen Pflegetags, Franz Wagner, übt angesichts der Überlastung der Pflegekräfte scharfe Kritik an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). „Bislang spüren wir in der Pflege kaum Verbesserungen, im Gegenteil“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Mittwoch. Wagner äußerte sich vor dem Auftakt des diesjährigen Deutschen Pflegetags. Auf der am Mittwoch beginnenden Tagung geht es unter anderem darum, wie die Pflege die Herausforderungen der Corona-Pandemie bewältigen kann.
Damit die Arbeitslast senke, müsse Spahn „endlich grünes Licht für eine Personalbemessung im Krankenhaus geben, die den tatsächlichen Bedarf feststellt“. Der Deutsche Pflegerat, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die Gewerkschaft Verdi hätten sich längst auf ein Instrument geeinigt, das der Minister „seit Monaten ignoriert“, kritisierte Wagner. „Das wäre aber gerade jetzt in der Corona-Krise das entscheidende Signal für alle Pflegenden, damit sie erkennen können, dass der chronischen Überlastung absehbar mal ein Ende gesetzt wird“.
Scharf kritisierte Wagner, der auch dem Präsidium der neuen Bundespflegekammer angehört, die „Corona-Prämie“, die in der ersten Pandemiewelle als Belohnung für die Leistung der Pflegekräfte beschlossen worden war. „So wie die Corona-Prämie verteilt wird, sorgt sie eher für Unfrieden in den Belegschaften“, sagte er. „Statt weiterer symbolischer Gesten muss die Politik für eine branchenweit bessere Bezahlung in der Langzeit- und in der Akutpflege sorgen, vor allem in der Langzeitpflege durch allgemeingültige Tarifverträge.“ Dieses Versprechen müsse „endlich eingelöst werden“.