Strenger Lockdown in Österreich: Ausgangsbeschränkungen rund um die Uhr und Schließung aller Schulen

Sebastian Kurz - Bild: Dragan Tatic / Bundeskanzleramt
Sebastian Kurz - Bild: Dragan Tatic / Bundeskanzleramt

Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel“: Mit dieser Begründung hat Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz am Samstag einen neuen harten Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen rund um die Uhr sowie Schul- und Geschäftsschließungen verkündet. Grund sind die weiter ungebremst steigenden Infektionszahlen trotz eines vor zwei Wochen verhängten Teil-Lockdowns samt nächtlicher Ausgangssperre. Auch Griechenland schließt seine Grundschulen und Kindergärten wieder, Oberschulen sind bereits seit einer Woche geschlossen.

„Treffen Sie niemanden. Verbringen Sie die Freizeit ausschließlich mit den Menschen, mit denen Sie auch im Haushalt leben“, appellierte Kanzler Kurz bei der Bekanntgabe der neuen Beschränkungen, die ab Dienstag gelten und vorerst bis zum 7. Dezember befristet sind. Mit den Maßnahmen sollten die Infektionszahlen gesenkt und Weihnachten gerettet werden. 

Gemessen an der Einwohnerzahl hat Österreich laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA weltweit derzeit die höchste Rate an gemeldeten Corona-Neuinfektionen. Die Verschärfung der Maßnahmen sei auch deshalb notwendig, weil Infektionsketten immer schlechter nachverfolgt werden könnten, sagte Kurz bei einer Pressekonferenz in Wien. Mehr als drei Viertel der Neuinfektionen könnten von den Behörden nicht mehr zurückverfolgt werden.

Die Ausgangsbeschränkungen, die derzeit bereits in der Nacht gelten, werden ab Dienstag auf den ganzen Tag ausgedehnt. Ausnahmen gibt es nur noch für den Weg zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen und für Sport und Spaziergänge im Freien. Der gesamte Handel muss schließen, Ausnahmen gelten nur für Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Drogerien, Banken und Postämter. 

Wegen der steigenden Corona-Zahlen spitzte sich die Situation in Österreichs Krankenhäusern zuletzt zu. Viele Krankenhausmitarbeiter seien bald „am Ende ihrer Kräfte“, warnte Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Am Freitag wurden in dem 8,8-Millionen-Einwohner-Land fast 10.000 Neuansteckungen binnen 24 Stunden gemeldet, am Samstag waren es knapp 7100 neue Corona-Fälle. 

Griechenland kündigte die Schließung seiner Grundschulen, Kindergärten und Krippen bis Ende des Monats an. Mittel- und Oberstufen sind bereits geschlossen. Seit Ende Oktober hat sich die Zahl der täglichen Todesfälle in dem Land vervierfacht. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen hat sich verdoppelt und lag zuletzt bei rund 3000. Von insgesamt 1143 Betten auf den Intensivstationen waren am Freitag 830 belegt.

In Portugal gilt seit Samstag für 70 Prozent der Bevölkerung eine Ausgangssperre ab 13.00 Uhr an den Wochenenden. In Lissabon gingen am Samstag rund 500 Demonstranten auf die Straße. Italien stufte derweil wegen hoher Infektionszahlen die Toskana und Kampanien als „rote Zone“ ein. Insgesamt sind damit nun rund 26 der 60 Millionen Einwohner Italiens von strikten Corona-Auflagen betroffen.

Besonders schlimm ist die Situation derzeit in der kampanischen Regionalhauptstadt Neapel, wo die Krankenhäuser schon so überfüllt sind, dass Patienten in ihren Autos behandelt werden müssen oder in Rettungswagen mit dem Tode ringen.

Italien war schon zu Beginn der Corona-Pandemie besonders hart von dem Virus betroffen. Mittlerweile haben sich mehr als eine Million Menschen in dem Land infiziert, mehr als 44.000 Infizierte sind gestorben. Am Freitagabend meldeten die italienischen Behörden fast 41.000 neue Infektions- und 550 Todesfälle binnen eines Tages.

Weltweit starben laut einer auf amtlichen Angaben basierenden Zählung der Nachrichtenagentur AFP inzwischen mindestens 1,3 Millionen Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus, davon eine knappe Viertelmillion allein in den USA.

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