Washington rüstet sich für Ausschreitungen nach Wahl

Symbolbild: Wahlen
Symbolbild: Wahlen

Mit Hammer und Säge bereiten sich Geschäftsleute in Washington auf die Präsidentschaftswahl am Dienstag vor. Fieberhaft arbeiten sie daran, ihre Läden und Büros noch vor der Wahlnacht zu verbarrikadieren. Sie wollen vorbereitet sein, falls der Showdown zwischen Amtsinhaber Donald Trump und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden in Gewalt ausartet.

Mindestens 20 Gebäude habe seine Firma in den vergangenen Tagen mit Brettern vernagelt, sagt Sean Anger. Neu sind solche Aufträge für Anger nicht. „Wir haben diese Gebäude schon einmal verrammelt – vor den Unruhen vor ein paar Monaten“, sagt der Bauunternehmer, während seine Mitarbeiter Bretter für die Fenster zurecht sägen.

Im Sommer waren die Proteste gegen rassistische Polizeigewalt in Washington und anderen Städten der USA in Gewalt gemündet. Die Bilder der Ausschreitungen sind den Menschen noch gut im Gedächtnis.

Manche Läden haben die Bretter erst vor ein paar Wochen abgebaut, zum Beispiel die Schneiderei von Kosta Abatzis in der Nähe des Weißen Hauses. Ende Mai wurde ein Fenster des Geschäfts bei den Unruhen zerstört. Jetzt wird die gerade erst erneuerte Scheibe bereits wieder zugenagelt. „Ich finde, das sieht furchtbar aus. Aber immer noch besser, als wenn man dann alles wieder ersetzen muss“, sagt Abatzis.

Viele haben Angst, dass sich die Szenen aus dem Sommer wiederholen könnten. Der Präsident selbst befeuert diese Befürchtungen: Er weigert sich, einen friedlichen Machtwechsel bei einer Niederlage zuzusichern. Zudem macht er keinen Hehl aus seiner Sympathie für bewaffnete rechtsextreme Gruppen wie die Proud Boys, die er aufforderte „sich bereitzuhalten“. Die Zahl der Waffenverkäufe stieg in den vergangenen Wochen sprunghaft an.

Mehr als 90 Millionen Bürgerinnen und Bürger haben ihre Stimme bereits abgegeben. Viele von ihnen per Brief, was die Stimmauszählung verzögern wird. Es kann deshalb sein, dass der Sieger erst Tage nach der Wahl feststeht. In dieser Zeit der Unklarheit könnten Anhänger beider politischer Lager auf die Straße gehen und, schlimmstenfalls mit Waffe in der Hand, Biden beziehungsweise Trump drängen, eine Niederlage einzugestehen. 

Auch die Polizei in Washington bereitet sich vor: Dienstag und Mittwoch sollen die Straßen in einem weiten Umkreis um das Weiße Haus abgesperrt werden. Außerdem habe die Polizei für 130.000 Dollar (112.000 Euro) Tränengas und Blendgranaten gekauft, berichtet der Lokalsender WUSA9.

Anderen Medienberichten zufolge riet die Universität George Washington ihren Studenten, sich mit Lebensmitteln und Medikamenten einzudecken – so, als würden sie einen Hurrikan erwarten. „Wir wissen, dass einige Leute gern Chaos stiften würden“, sagte Bürgermeisterin Muriel Bowser auf einer Pressekonferenz. „Wir können nichts Konkretes dazu berichten, aber wir bereiten uns darauf vor, die Sicherheit der Stadt zu gewährleisten.“

Einige Gruppen planen Kundgebungen, wie zum Beispiel die Aktivisten von Shutdown DC. Sie wollen auf dem neuen Black Lives Matter-Platz im Zentrum bis zu 10.000 Menschen versammeln, die auf einer großen Leinwand gemeinsam die Wahlnacht verfolgen. Die Gruppe schließt Zusammenstöße mit rechten Gegendemonstranten nicht aus. „Wir haben lange dafür trainiert, wie wir dann schnell Entscheidungen treffen und uns in Sicherheit bringen können“, sagte Hope Neyer von Shutdown DC. „Wir haben die Bedeutung des Moments erkannt und sind bereit, dafür Risiken einzugehen.“

Auch andere Städte erwarten unruhige Tage. Am vornehmen Rodeo Drive in Beverly Hills in Los Angeles werden die Schaufenster ebenfalls zugenagelt und im nahen Santa Monica will die Polizei verstärkt Präsenz zeigen. Viele Bürger sind dennoch besorgt: Jeder dritte befürchtet laut einer Umfrage von USA Today und der Universität Suffolk Gewalt im Zusammenhang mit der Wahl.

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