Mitten im Abwicklungsprozess haben die Beschäftigten des insolventen Finanzdienstleisters Wirecard Betriebsräte gewählt. Wie die Gewerkschaft Verdi am Dienstag in Berlin mitteilte, sollen damit Arbeitnehmerrechte etwa bei der Aufstellung von Sozialplänen besser geschützt werden. Es gehe aber auch darum, mit Blick auf neue Eigentümer von Unternehmen der Wirecard-Gruppe oder deren Teilen „eine nachhaltige Mitbestimmungskultur im Unternehmen zu etablieren“, wie es in einer Erklärung hieß.
Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen aus Aschheim bei München soll jahrelang seine Bilanzen gefälscht haben. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs. Der Insolvenzverwalter hat bereits Teile der Wirecard verkauft, für andere Subunternehmen wird dies angestrebt.
„Unter diesen widrigen Bedingungen eine Wahl durchzuführen, ist sehr viel Arbeit und benötigt großes Durchhaltevermögen“, erklärte dazu Kevin Voß von Verdi. Die neuen Betriebsräte für die Wirecard AG sowie sieben weitere Wirecard-Unternehmen wurden demnach in der letzten Oktoberwoche gewählt.
„Der Skandal um das Fehlverhalten des Managements bei Wirecard hat allen deutlich gemacht, dass Mitbestimmung nicht nur sinnvoll, sondern ausdrücklich notwendig ist. Schon allein deshalb gehen wir nun von einem konstruktiven Umgang mit den Interessen der Beschäftigten aus“, mahnte Voß. Erste positive Zeichen seien in den vergangenen Wochen sichtbar geworden, als auch verantwortliche Führungskräfte den Wahlprozess aktiv unterstützt hätten.