Die geplante Einführung einer Frauenquote in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen stößt beim Wirtschaftsflügel der Unionsfraktion auf scharfe Kritik. „Wir brauchen ein Stoppschild, um die freiheitlich soziale Marktwirtschaft nicht durch noch mehr Überregulierung in Frage zu stellen. Deshalb werden wir alles dafür tun, um diese Vorstandsquote zu verhindern“, sagte der Vizechef des Parlamentskreises Mittelstand, Hans Michelbach (CSU), der „Saarbrücker Zeitung“ vom Montag.
Zu befürchten sei, dass es sich bei der Vorgabe nur um eine Hintertür handele, „durch die die Quote dann auf immer mehr Betriebe ausgeweitet wird“, sagte Michelbach weiter. Am Ende seien dann auch die mittelständischen Unternehmen betroffen und nicht mehr nur die großen Aktiengesellschaften. „Die Union hat schon zu viele Grundsatzpositionen einem wankelmütigen Zeitgeist geopfert“, kritisierte er.
SPD-Fraktionsvize Katja Mast verteidigte dagegen den Plan: „Unternehmen mit diversen Teams sind erfolgreicher, als andere – das belegen zahlreiche Studien. Es sind also mitnichten Belastungen, die wir beschlossen haben, sondern echte Wirtschaftsförderung“, sagte sie am Montag der Nachrichtenagentur AFP.
Die Arbeitsgruppe der Koalition zum Gesetzesentwurf für mehr Frauen in Chefposten hatte sich am Freitagabend abschließend auf einen Kompromiss geeinigt. Danach müssen Vorstände in börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern mindestens eine Frau bestellen. Bestehende Vorstände sollen offenbar Bestandsschutz erhalten.
Mast kritisierte: „Für uns als SPD hätte es schneller gehen können, die Bremser kamen immer aus den Reihen von CDU und CSU.“ Das werde durch die Aussagen Michelbachs jetzt nochmal deutlich. Mast betonte: „Diese persönlichen Empfindlichkeiten einzelner sind mir egal. Sie müssen uns allen egal sein.“ Denn viel zu viele Top-Frauen warteten schon viel zu lange.